Aus dem noch vor kurzem geplanten Zukunftspaket als Ergebnis der Tarifrunde 2020 ist in Rekordzeit ein historisches Krisenpaket für mehr Sicherheit geworden. Die solidarische Lösung schafft in einer unsicheren Phase ein Stück Stabilität und verschiebt die "richtige" Tarifrunde auf später.
Der Schutz von Beschäftigten und Einkommen und praktikable Regeln für die Bewältigung von Hürden im Kielwasser der Corona-Krise standen im Vordergrund des Pilotabschlusses in NRW, der mittlerweile ohne viel Verzögerung unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten in der gesamten Fläche übernommen wird.
Konkret unterbrechen die Tarifparteien damit vor dem Hintergrund der Pandemie die eigentliche Tarifrunde und regeln gemeinsam die Beschäftigung, den Zuschuss zum Kurzarbeitergeld und die Unterstützung für Eltern. Die Laufzeit ist entsprechend extrem kurz, der Vertrag kann bereits zum 31.12.2020 gekündigt werden.
Inhaltlich zentrale Faktoren sind Regelungen zur Kurzarbeit, die die Nettoentgelte der Beschäftigten in diesem Jahr mit verschiedenen Maßnahmen auf dem Niveau von etwa 80 Prozent absichern. Für Beschäftigte im Siemens-Konzern hat dieser Punkt in der Regel keine Bedeutung, da dort eine Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes (60%) durch die Firmenseite auf mindestens 85 Prozent den üblichen Maßstab darstellt; zum Teil werden je nach Situation auch darüber hinaus gehende Aufzahlungen vereinbart.
Auch bei Siemens flächendeckend wirkt sich hingegen die Vereinbarung aus, dass Eltern mit Kindern bis zu zwölf Jahren im Fall der Schließung von Kitas und Schulen anstatt des 2018 vereinbarten tariflichen Zusatzgeldes acht freie Tage für die Betreuung nehmen können. Zusätzlich erhalten Beschäftigte im Jahr 2020 für die Betreuung von Kindern in zwingenden Fällen fünf oder mehr freie Tage zusätzlichen bezahlten Urlaub.
Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, lobte den Abschluss als solidarischen Beitrag zur Abfederung der Corona-Krise. Gleichzeitig betonte dass die ursprünglichen Themen der Tarifrunde 2020 unverändert auf der Agenda für die Zeit nach der Krise bleiben: "Ich habe immer gesagt: Wir machen keinen Corona-Abschluss. Die großen Herausforderungen der Transformation bleiben weiter auf der Tagesordnung."