Siemens Dialog
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16.05.2024, 20:05 Uhr

Von Siemens verkauft...

  • 09.10.2008
  • Konzern

... von BenQ verraten, von Combase plattgemacht" - das ist die Bilanz der Beschäftigten der Bocholter Handy-Reparaturwerkstatt. Von Siemens ICM wechselten sie zu BenQ Mobile, von dort zu deren Tochter Inservio, und von dieser nach der Pleite schließlich zu ComBase . Nach zwei Jahren soll es nun auch dort zu Ende gehen; die Betroffenen wehren sich wütend.

In einer Betriebsversammlung hatte das Management von <link http: www.com-base.de html _blank external-link-new-window>undefinedComBase am Montag den knapp 100 Beschäftigten des seit der Übernahme als TSA Technical Service Alliance fimierenden Tochterunternehmens seine Schließungsabsicht mitgeteilt. Gleichzeitig gab das Karlsteiner Mutterhaus die Pläne per <link http: www.com-base.de html _blank external-link-new-window>undefinedPressemitteilung bekannt.

"Nachdenken" oder "Beabsichtigen"?

ComBase begründet, man habe seinerzeit neben der Abwicklung des BenQ Mobile-Services den Ausbau des Standortes als Repair-Center für weitere Marken vorantreiben wollen; sowohl der Umfang der BenQ-Reparaturen als auch der Service für andere Hersteller sei jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben: "Diese Umstände zwingen die ComBase-Unternehmensführung nun, über eine Verlagerung der Reparatur-Aktivitäten an den Hauptstandort in Karlstein am Main nachzudenken."

Das angebliche "Nachdenken" - die Pressemitteilung stellt schlicht fest, "ComBase beabsichtigt den Standort Bocholt zu schließen" - sowie das angepeilte Schließungsdatum zwei Jahre nach der Übernahme legen einen unerfreulichen Verdacht nahe. Heinz Cholewa, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bocholt: "Im Dezember 2006 ist das letzte BenQ-Handy gefertigt worden. Die Garantie dafür läuft im Dezember 2008 ab. Das kann wohl kaum Zufall sein."

Erst abgeschöpft, dann plattgemacht

Das klingt in der Tat nicht nach einem Zufall, sondern nach einer simplen Rechnung. Viele auf der Arbeitnehmerseite sind überzeugt, ComBase habe die vergleichweise lukrativen Garantieaufträge für BenQ-Handys abgeschöpft und wolle sich nun wieder zurückziehen.

ComBase möchte davon, wen wundert's, natürlich nichts wissen. Neben dem wenig überzeugenden Hinweis zum "Nachdenken" versucht man zu beruhigen: "Ziel soll sein, möglichst viele Mitarbeiter am Standort Karlstein zu übernehmen." Dort, 330 Kilometer entfernt nahe Frankfurt, sollen künftig die verschiedenen Serviceleistungen von ComBase zusammengefasst werden. Dass dieser Wechsel für die meisten Beschäftigten aus persönlichen Gründen keine echte Alternative ist, dürfte allerdings auch in der Chefetage von ComBase kein Geheimnis sein - und so bekommt das "Ziel" einen scheinheiligen Klang.

Protest und Widerstand

Die Belegschaft will die Schließung nicht widerstandslos hinnehmen. Ein erstes Zeichen dafür setzte sie schon am Dienstag mit einer Protestdemonstration vor dem Werksgelände. Starke Unterstützung kommt aus der regionalen und kommunalen Politik, deren Vertreter parteiübergreifend an der Kundgebung teilnahmen. Das Ziel von Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall ist es nun, entgegen der ComBase-Pläne wenn irgend möglich den Reparaturservice von Karlstein komplett nach Bocholt zu holen und hier auszubauen.

Sollte dies nicht gelingen, kündigt Cholewa eine knallharte Auseinandersetzung an: "Wir werden den Verhandlungstisch nicht verlassen, bevor eine befriedigende Lösung erfolgt. Oder es wird für ComBase derart teurer inklusive Transfergesellschaften, wie die das noch nicht erlebt haben." Das wäre wohl auch nur gerecht: Die Beschäftigten verzichteten zum Teil auf hohe fünfstellige Überbrückungshilfen von Siemens; dafür sollten sie einen sicheren Arbeitsplatz bekommen, der sich jetzt als knapp befristete Zwischenlösung erweisen könnte.