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28.04.2024, 01:04 Uhr

Zweite Gehaltslinie in den Betrieben

  • 07.01.2013
  • Allgemein

Anfang Januar legte die Bundesagentur für Arbeit die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktes vor. Auf den ersten Blick stellt stellt sich die Entwicklung durchaus positiv dar, was prompt für laut vorgetragene Zufriedenheit in der Politik sorgte. Schamvoll verschwiegen hingegen wird oft die Kehrseite dieser Medaille - die ungebremste Zunahme unsicherer und prekärer Beschäftigung.

Tiefe Spaltung in den Betrieben

Bayerns DGB-Vorsitzender Matthias Jena brachte die Kritik aus Gewerkschaften und Landtagsopposition auf den Punkt: "Die andere Seite der Medaille zeigt eine tiefe Spaltung. Viele Arbeitsplätze wurden auch im vergangenen Jahr immer unsicherer und die Niedriglohnbeschäftigung nahm zu." Das gilt nicht nur für die einschlägigen schwarzen Schafe des Arbeitsmarktes, sondern auch für wirtschaftlich blühende Bereiche: "Auch in Boombranchen werden Arbeitsplätze durch Leiharbeit, Werkverträge und Befristung prekärer: Viele Arbeitgeber wollen eine zweite Gehaltslinie in den Betrieben durchsetzen."

Niedriglohn mit Milliarden subventioniert

Als Beleg dafür dient in diesem Zusammenhang auch die fortschreitende Zunahme sogenannter "Aufstocker", die trotz einer Erwerbstätigkeit in Vollzeit auf staatliche Leistungen angewiesen sind: Mit rund 10 Milliarden Euro jährlich subventionieren die Steuerzahler jährlich auf diesem Weg den Niedriglohnsektor, über 70 Milliarden waren es seit der Hartz IV-Einführung im Jahr 2005.

Klare Forderungen im Wahljahr 2013

Jena bezeichnete diesen Zustand als "entwürdigend" und fordert eine politische Kehrtwende: "Wir brauchen in den nächsten Jahren stabile Beschäftigungsverhältnisse mit gerechten Löhnen. Jetzt sind die Beschäftigten dran! Sie verdienen gute Arbeit und keine Billigjobs." Diese Forderung gewinnt nicht zuletzt durch die Wahlen in diesem Jahr an Gewicht: "Wir werden unsere Forderungen im Wahljahr 2013 gegenüber den Parteien sehr deutlich machen und die Gewerkschaftsmitglieder werden mit ihrer Stimme entscheiden, welcher Partei sie das zutrauen."