Abi '09: Vergangenen Freitag wurden allein in Bayern 32.000 Abiturienten entlassen. Ein großer Teil von ihnen steht nun vor der Entscheidung über das Hochschulstudium - worauf kommt es an in einer Zeit der größten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg? Reinhold Achatz, Leiter der Technologieabteilungen von Corporate Technology, gibt eine Einschätzung.
Die "<link http: www.sueddeutsche.de _blank external-link-new-window>Süddeutsche Zeitung" befragte Achatz (Foto) anlässlich einer Diskussion mit Professoren und Studenten, die am Wochenende in München zum Thema "Jobs der Zukunft" stattfand.
Beim Studium nicht auf die Krise starren
Angesichts der allgegenwärtig scheinenden Rezession betont Achatz den langfristigen Charakter des Studiums: "Eine Ausbildung ist stets eine längerfristige Investition. Studienanfänger von heute haben gute Chancen, dass die Krise vorbei ist, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben." Daher sollten bei der Entscheidung des Studiums langfristige Trends im Mittelpunkt stehen. Darunter versteht er momentan logischerweise vor allem das, worauf auch das Management demonstrativ setzt: Klimawandel, demographische Entwicklung und Urbanisierung.
Keine Kristallkugel
Welche Fachgebiete in der Zukunft am meisten Jobsicherheit versprechen, darauf will sich auch der Technologieforscher nicht definitiv festlegen - "ich beschäftige mich zwar viel mit der Zukunft, aber auch ich kann sie nicht sicher vorhersagen." Zumindest bei Siemens geht er jedoch von einem starken Bedarf an Elektrotechniker beziehungsweise Energietechnikern und Informatikern aus. Dabei warnt er vor einseitiger Festlegung: "Generell ist es schon heute mit einer Disziplin nicht mehr getan. Entscheidend ist die Kombination von Studiengängen. [...] Am besten sollten Studenten verschiedenen Themen gegenüber offen sein und sich nicht zu früh auf eine starke Spezialisierung festlegen."
Fachkräftemangel schon Gegenwart
Den je nach Einschätzung mehr oder weniger unmittelbar bevorstehenden Fachkräftemangel sieht Achatz nicht erst in der Zukunft, sondern schon heute. Hintergrund sind Siemens' bekannte Schwierigkeiten, offene Stellen in manchen Bereichen - vor allem in Energie- und Umwelttechnik- adäquat zu besetzen. Er kritisiert Versäuminisse in Politik und Wirtschaft und appelliert: "Jetzt müssen wir handeln und junge Menschen motivieren, solche Studiengänge zu wählen."