Siemens Dialog
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18.05.2024, 09:05 Uhr

Ausbildungslage unverändert dramatisch

  • 03.04.2008
  • Jugend

Die Bundesregierung konstatiert eine "Verbesserung auf dem Ausbildungsmarkt" und eine "erfreuliche Entwicklung" neu abgeschlossener Ausbildungsverträge". Ganz anders sieht das die IG Metall: "Trotz des konjunkturellen Aufschwungs und einer Erhöhung der Ausbildungsverträge hat sich nichts an der Dramatik bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung verändert."

Der soeben von Bildungsministerin Annette Schavan (oben) vorgestellte <link http: www.bmbf.de pub bbb_08.pdf _blank external-link-new-window>Berufsbildungsbericht 2008 der Regierung bescheinigt den deutschen Unternehmen ein "nahezu ausgeglichenes Verhältnis von Ausbildungsplatzangebot und Ausbildungsplatznachfrage." IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner (unten) bezeichnet derlei Aussagen als "Erfolge, die nur auf dem Papier stehen" und kritisiert, mit dem offenkundigen Widerspruch zur Realität verspiele die Politik immer mehr das Vertrauen der jungen Menschen. Tatsächlich bleibt die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt kritisch, denn fast 100.000 Bewerberinnen und Bewerber sind bislang immer noch ohne ein konkretes Ausbildungsangebot.

Der Ausbildungspakt ist nach Meinung der DGB-Gewerkschaften damit weiterhin gescheitert. Während 1992 von 760.000 Schulabgängern noch rund 595.000 Ausbildungsverträge abschließen konnten, traf dies 2007 nur für 625.900 von 946.200 zu - als Trendwende kann man das wohl kaum bewerten. Der von der Bundesregierung angekündigte Ausbildungsbonus hilft dem gescheiterten Ausbildungspakt auf zweifelhafte Weise auf die Beine, so Görner weiter: "Die Allgemeinheit der Beitragszahler muss die Kohlen für die Wirtschaft aus dem Feuer holen."

In diesem Zusammenhang kritisiert sie auch auf die nachlassenden Weiterbildungsanstrengungen Deutschlands hin (siehe Weiterbildung in Europa: Deutschland nur Mittelmaß): "Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ist diese Entwicklung dramatisch. Anstatt auf die Gewinnung von ausländischen Fachkräften zu setzen, wie es Teile der Wirtschaft fordern, sollten die Potenziale in Deutschland, unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit, genutzt werden." Ein Finanzierungssystem der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit einer gerechten Beteiligung aller Unternehmen hält sie daher für "längst überfällig".