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13.10.2024, 07:10 Uhr

Ausbildungspakt: Chance verpasst

  • 28.10.2010
  • Allgemein

Die Bundesregierung hat unter dem Druck der Arbeitgeber die historische Chance verpasst, den Ausbildungspakt mit Einbeziehung der Gewerkschaften zu einem auf sozialem Konsens beruhenden Bündnis zu machen. Die Arbeitgeber ließen die Verhandlungen kurz vor einer Einigung mit der starren Forderung nach Einschränkungen beim Jugendarbeitsschutz und zweijährigen "Schmalspur-Ausbildungen" scheitern.

Man bleibt unter sich ...

Arbeitgeber kippen Einigung ...

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende <link http: www.dgb.de presse _blank external-link-new-window statement>StatementIngrid Sehrbrock fasste dieses Scheitern zusammen:"Der DGB war bereit sich auf Grundlage der Einigung vom Montag im Interesse der jungen Menschen an dem Pakt zu beteiligen. Noch am späten Abend haben die Arbeitgeber-Verbände mit neuen Forderungen zu Verschlechterungen beim Jugendarbeitsschutz und der Anerkennung von zweijährigen Schmalspur-Ausbildungen die eigentlich schon abgeschlossenen Verhandlungen scheitern lassen. Die Gewerkschaften als Interessenvertreter der Jugendlichen sind den Arbeitgebern ein Dorn im Auge."

... und fahren den Pakt gegen die Wand

Scharfe Kritik kam auch von Regina Görner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: "Die Arbeitgeber haben den neuen Ausbildungspakt an die Wand gefahren. Das Schleifen der Ausbildungsstandards, die Deregulierung von Berufen ist ihnen wichtiger als die Strategie gegen den Fachkräftemangel."

Ausbildungspakt als geschlossene Veranstaltung

Nun wird der Pakt also wie gehabt eine geschlossene Veranstaltung von Bundesregierung und Arbeitgebern werden, die sich damit weiter ungestört eine Pseudo-Legitimation für die Gestaltung der Ausbildung nach ihrem Gutdünken verschaffen. Dass die Regierung das durchschaubare Spiel erneut mitmacht, bezeichnete Sehrbrock als handfesten Skandal: "Einmal mehr lässt sich die Bundesregierung von der Wirtschaft ihre Politik ins Blatt diktieren. Dies geht auf Kosten der Ausbildungschancen der jungen Generation und damit der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft."

Rückenwind aus der Bertelsmann Stiftung

Sehrbrock wirft den Partnern des Pakts, der ursprünglich bekanntlich geschlossen wurde, um einer Ausbildungsabgabe zuvorzukommen, vor, sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt konsequent schön zu rechnen: "Bundesregierung und Arbeitgeber sehen auch im Jahr 2010 mehr als 72.000 Jugendliche schon als versorgt an, auch wenn sie in berufsvorbereitenden Maßnahmen, Praktika und Einstiegsqualifizierungen stecken. Und das, obwohl sie von der Bundesagentur als ausbildungsreif eingestuft wurden. Offenbar geht es den Pakt-Partnern mehr um eine ‚Erfolgs-Bilanz’ auf ihrer Pressekonferenz als ernsthaft um die Ausbildung von jungen Fachkräften." (<link http: www.dihk.de inhalt informationen news meldungen meldung012255.html _blank external-link-new-window dihk>undefinedBeispiel)
Unterstützung in diesem Zusammenhang kommt von der <link http: www.bertelsmann-stiftung.de cps rde xchg sid-48b59b10-8c4863d3 bst hs.xsl nachrichten_103785.htm _blank external-link-new-window>undefinedBertelsmann Stiftung, die gewöhnlich eher gewerkschaftsferne Positionen vertritt. Sie bemängelt ebenfalls, dass "mehrere hunderttausend Jugendliche" aus dem Ausbildungspakt herausfallen: "In der Statistik tauchen Ausbildungsplatzsuchende nicht auf, die eine Maßnahme im so genannten Übergangssystem absolvieren - obwohl sie auf diese Weise keinen Berufsabschluss erlangen können."

Eisdielen kein weltweiter Exportschlager

Die Tendenz, Schutzbestimmungen für minderjährige Auszubildende als 'Ausbildungshemmnissen' abzustempeln und in der Folge zu verschlechtern, bezeichnete Sehrbrock als skandalös. Ebenso inaktzeptabel ist aus Sicht des DGB der Vorschlag der Wirtschaft, zweijährige Schmalspur-Ausbildungen im Pakt festzuschreiben. Sehrbrock nannte ein Beispiel: "Falls es sich bei den Herren Hundt, Driftmann und Brüderle nicht herumgesprochen hat: Der Speiseeishersteller - in zwei Jahren ausgebildet - wird uns im globalen Wettbewerb nicht weiterhelfen. ‚Eisdielen - Made in Germany’ werden nicht zum weltweiten Exportschlager."

Einsatz außerhalb des Paktes

Vor diesem Hintergrund kann sich der DGB nicht dazu hergeben, dem Ausbildungspakt mit seinem Beitritt zusätzlich Legitimation zu gewähren. Statt dessen werden sich die Gewerkschaften weiter anderweitig für junge Menschen engagieren: "Die Gewerkschaften werden sich in Tarifverträgen, in Rahmen von Mentorenprogrammen und der Beruforientierung in Schulen und Berufsschulen für eine gute Ausbildung der jungen Menschen einsetzen. In den Herbstaktionen der Gewerkschaften werden wir unseren Unmut über das Agieren der Arbeitgeberverbände gegen die jungen Menschen hörbar zum Ausdruck bringen."