Siemens Dialog
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01.05.2024, 12:05 Uhr

Die dunkle Seite der Macht

  • 07.03.2012
  • Allgemein

Vor dem Hintergrund der in ihrer derzeitigen Breite eigentlich vor allem den Finanzkrisen geschuldeten Kapitalismusdebatte veröffentlicht der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe eine reichlich willkürliche Systemskizze. Eine ihrer drei "Stationen" ist Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der offen Kritik übt.

Kapitalismus in der Krise

Der "<link http: www.spiegel.de _blank external-link-new-window>undefinedSpiegel" überschreibt den Abschnitt mit dieser Station in Crommes Büro im Essener ThyssenKrupp-Gebäude "Die dunkle Seite der Macht". Nicht nur als oberster Kontrolleur hier und bei Siemens ist Cromme, so der "Spiegel", eine "graue Eminenz der Deutschland AG" und macht sich Sorgen über die Stimmung im Land: "Der Kapitalismus erlebt eine echte Krise. Und es ist eine Vertrauenskrise."

Geweckt wurde die "dunkle Seite der Macht" an den Finanzmärkten Crommes Ansicht nach Mitte der neunziger Jahre, als die amerikanische Federal Reserve die Leitzinsen drückte, um nach etlichen Turbulenzen die Märkte zu beruhigen. Geld wurde dadurch billiger, was Sorglosigkeit an den Märkten erzeugte: "Dieser unvorsichtige Umgang mit Kapital hat das Risiko eines Kollapses über Jahre hinweg dramatisch erhöht."

Vertrauensverlust gegenüber der Finanzwirtschaft

Cromme kritisiert unter anderem windige Produktstrategieen, bei denen in der Regel letztlich nur die Banken die Gewinner sind - wenn es gut läuft. Wenn es schlecht läuft, gibt es gar keine Gewinner, und die Verantwortlichen zahlen ihre Zeche nicht einmal selber: "Wenn etwas schiefgeht, muss der Staat, also der Steuerzahler, einspringen. Das führte zu einem Vertrauensverlust gegenüber der gesamten Finanzwirtschaft."

Mittelschicht immer prekärer

Cromme beklagt außerdem, dass die Aufstiegsschancen, die dem System lange Akzeptanz verschafften, mittlerweile verschwunden sind. Man akzeptiere Uterschied, wenn  "nach oben eine gewisse Durchlässigkeit gewährleistet" sei, glaubt er, aber: "Die Lage der deutschen Mittelschicht wird immer prekärer. [...] Oben werden sie immer reicher, unten herrscht im günstigsten Fall Stagnation. Ich glaube fest an das Solidarprinzip unserer Gesellschaft. Dazu müssen auch die Besserverdiener ihren Beitrag leisten."