Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/gefahr-fuer-das-beschaeftigungswachstum
02.05.2024, 18:05 Uhr

Gefahr für das Beschäftigungswachstum

  • 05.09.2011
  • Allgemein

Trotz Eurokrise bleibt die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt positiv. In die allgemeine Zufriedenheit darüber mischen sich aber warnende Stimmen. Die Arbeitszeiten haben das Vorkrisenniveau erreicht - weitere Verlängerungen an Stelle von Neueinstellungen würden die willkommenen Auswirkungen des Aufschwungs auf die Beschäftigung beeinträchtigen.

Durchschnitt tatsächliche Wochenstunden<br>(zum Vergrößern anklicken; Quelle:<br>Microzensus, Auswertung IAQ)

Arbeitszeiten auf Vorkrisen-Niveau

Bereits im Frühjahr 2011 erreichten die Arbeitszeiten in Deutschland erneut das Vorkrisenniveau, wie das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen unter dem Titel "<link http: www.iaq.uni-due.de archiv presse _blank external-link-new-window iaq>undefinedGefahren für Beschäftungungswachstum" meldet. Nach einer Auswertung des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes gingen demnach die Wochenarbeitszeiten in der Krise durch Kurzarbeit, Überstundenabbau und Arbeitszeitkonten durchschnittlich über 1,5 Stunden zurück, um mit der wirtschaftlichen Erholung wieder anzusteigen.

Zeit für stabile Jobs

Besonders ausgeprägt ist diese Bewegung laut IAQ in der Metall- und Elektroindustrie, wo die Arbeitszeiten um über drei Stunden sanken und zum 1. Quartal 2011 wieder das Vorkrisenniveau erreichten. Die IG Metall fordert die Arbeitgeber angesichts dieser Entwicklung zum Handeln auf: "Es gibt genug Arbeit in den Betrieben und für viele Beschäftigte sind die Arbeitszeiten nach der Krise wieder länger geworden. Es ist Zeit für stabile Jobs statt der weiteren Ausdehnung der Arbeitszeiten oder prekärer Beschäftigung", erklärte Helga Schwitzer, Vorstandsmitglied und Tarifexpertin der IG Metall.

Flexibilisierung ist keine Einbahnstraße

IAQ und IG Metall gleichermaßen betonen die Bedeutung der Flexibilität in Sachen Arbeitszeit, ohne die es in der Krise deutlich schlimmer ausgesehen hätte. In der M+E-Industrie droht jetzt allerdings eine Überdehnung: Statt tariflich vorgesehener 35 beziehungsweise 38 Stunden haben Vollzeitbeschäftigte im ersten Quartal 2011 im Durchschnitt rund 41 Stunden pro Woche gearbeitet. Nun gilt es, beim Aufbau von Arbeitszeitguthaben Grenzen zu ziehen, um Aspekte wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Zeitsouveränität zu berücksichtigen: "Flexibilisierung darf keine Einbahnstraße sein, sondern muss auch den Beschäftigten zugute kommen."

Arbeitszeitverlängerungen beeinträchtigen Beschäftigung

Auch die Experten des IAQ warnen davor, auf wachsende Beschäftigung vor allem mit Arbeitszeitverlängerungen zu reagieren. Die in der Krise abgebauten Guthaben auf den Arbeitszeitkonten nämlich wurden ihnen zufolge zu Lasten eines Wachstums der Stammbelegschaften aufgebaut; das sollte sich jetzt nicht wiederholen, denn: "Die Rückkehr zu Arbeitszeitverlängerungen beeinträchtigt die Beschäftigungswirksamkeit des jetzigen, ohnehin prekären Aufschwungs."