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05.05.2024, 13:05 Uhr

"Kalter Angriff auf die Mitbestimmung"

  • 10.11.2009
  • Allgemein

- so bezeichnete Dietmar Hexel, Vorstandsmitglied des DGB, einen Vorstoß des frischgebackenen Wirtschaftsministers Rainer Brüderle. Der in seiner Vergangenheit als FDP-Wirtschaftsexperte bekennende Mitbestimmungsgegner empfiehlt, Aufsichtsräte im Interesse der Effizienz "kleiner und effektiver" zu machen.

Rainer Brüderle

Das in der Tat verdächtig nach Vorwand ausschauende Statement gab Brüderle vergangene Woche im Interview mit der "<link http: www.faz.net s rub0e9eef84ac1e4a389a8dc6c23161fe44 _blank external-link-new-window>FAZFAZ" zum besten. Hexel entgegnete in einer <link http: www.dgb.de presse pressemeldungen pmdb _blank external-link-new-window>DGBPressemitteilung des DGB: "Herr Brüderle sollte die Fakten kennen: 70 Prozent der mitbestimmten Aufsichtsräte haben nur einen 12er-Aufsichtsrat. Da gibt es nichts zu verkleinern."

Diversifizierung statt Verkleinerung

Praxis und wissenschaftliche Erkenntnisse hingegen zeigen klar, dass die Effektivität und Effizienz der Gremien nicht von ihrer Größe abhängen, sondern davon, wie sie organisiert und geführt werden. Aus dieser Perspektive wäre also statt Verkleinerungen eher eine Diversifizierung angebracht, so Hexel: "Für die Bewältigung der Metakrise, die wir derzeit erleben, brauchen wir gerade in großen internationalen Konzernen unterschiedliche Sichtweisen, ein Mehr an verantwortlicher Beteiligung, mehr ausländische Vertreter und auch mehr Frauen. Kleinere Aufsichtsräte sind kontraproduktiv – besonders in der Krise."

Für diese Sichtweise sprechen auch weitere Fakten, die Brüderle offenbar nicht ausreichend geläufig sind - es sei denn, er will sie gar nicht sehen. So haben etwa über die Hälfte (55%) der öffentlichen und 22 Prozent der privaten Aktiengesellschaften im Einflussbereich des Mitbestimmungsgesetzes ihren Aufsichtsräte freiwillig vergrößert - und zwar überwiegend auf Initiative der Kapitalseite.