Bayerns IG Metall-Chef Werner Neugebauer appelliert angesichts des bevorstehenden Umbaus von Siemens, nicht nur das Wohl der Aktionäre, sondern auch die Belange der Beschäftigten im Auge zu haben: "Die derzeit kaum abschätzbaren Konsequenzen des Umbaus für Arbeitsplätze, Geschäftsbereiche, einzelne Geschäftsgebiete und Standorte rufen bei den Beschäftigten große Sorgen hervor."
Neugebauer sagte in München, sowohl die IG Metall als auch die Betriebsräte unterstützten den notwendigen Wandel bei Siemens; sie träten jedoch für die Erhaltung und dne Ausbau Siemens' als innovativer integrierter Hightech-Konzern ein. Mit kurzsichtigen Portfoliomaßnahmen und Personalkostensenkungen der Börse zu schmeicheln setze die Zukunft des Konzerns aufs Spiel.
Neugebauer warnte, die Erwartungen der Aktionäre würden übererfüllt, "aber die Belange der Beschäftigten drohen dabei auf der Strecke zu bleiben. Ein Beispiel ist das Aktienrückkaufprogramm - da werden 10 Milliarden Euro Kapital vernichtet, das man besser in die Innovationskraft und die Zukunft des Unternehmens investieren würde."
Unverständnis äußerte Neugebauer über die pauschale Ankündigung Peter Löschers bei der Londoner Analystenkonferenz, bis 2010 eine Senkung der Overhead-Kosten um bis zu 20 Prozent umzusetzen: "An einem zentralen Standort wie Erlangen, den Peter Löscher noch wenige Tage zuvor öffentlich als 'Seele von Siemens' bezeichnet hat, versetzen solche Bemerkungen auf einen Schlag über eintausend Beschäftigte in Ungewissheit über ihre Zukunft."
IG Metall und Betriebsräte appellieren daher an die Unternehmensführung, die Arbeitnehmervertretung bei den anstehenden Betriebsänderungen mit einzubeziehen. Neugebauer fordert einen offenen Kommunikationsprozess und faire Beratungen: "Ein Konzernumbau im Hau-Ruck-Verfahren, nur um den Aktionären zu gefallen, kann sich langfristig als fatal für das Unternehmen erweisen und bricht mit den historischen Wurzeln des Konzerns." Kritisch sieht er auch das angekündigte "aktive Portfoliomanagement", das wonmöglich zu weiterem Abbau in den neuen Divisions und Business Units führen und damit die Belegschaften in Deutschland weiter reduzieren können.
Die IG Metall setzt sich für eine nachhaltige Unternehmensstrategie ein und fordert in Verbindung damit ein Bekenntnis zum Standort Deutschland. Dazu gehören konkrete Perspektiven, sichere Arbeitsplätze und die zukunftsgerichtete Weiterentwicklung beispielweise von Kompetenzzentren wie in Erlangen/Nürnberg.