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14.05.2024, 01:05 Uhr

Nachhaltiger Einkommensverlust

  • 03.11.2009
  • Allgemein

Obwohl vor allem die Kurzarbeit krisenbedingte Massenentlassungen derzeit noch wirksam verhindert, steigt die Zahl von Menschen, die wegen rückläufiger Umsätze ihren Arbeitsplatz verlieren. Mehrere Studien belegen, dass die Folgen länger anhalten als auf den ersten Blick zu vermuten - ein Grund mehr, mit allen Mitteln gegen Beschäftigungsverlust in der Krise zu kämpfen.

Konjunkturell bedingte Kurzarbeit in Tausend<br>Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br>(zum Vergrößern anklicken)

Jahrzehntelange Folgen

Wer im Zuge einer Wirtschaftskrise seinen Job verliert, spürt die finanziellen Folgen noch Jahrzehnte später. Das ist laut "<link http: www.faz.net s rub8ec3c0841f934f3aba0703761b67e9fa _blank external-link-new-window>undefinedFAZ" das Fazit mehrerer Lanzeitstudien des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg sowie der New Yorker Columbia Universität.

Noch 15 Jahre nach dem Jobverlust haben die Betroffenen von Massenentlassungen demnach mit 10 bis 15 Prozent weniger Einkommen massive Nachteile - vorausgesetzt, sie haben in der Zwischenzeit überhaupt wieder beruflich Fuß gefasst. Staatliche Transferleistungen ändern den Wissenschaftlern zufolge ebenso wenig an diesem Effekt wie Höhe und Ausgestaltung der Arbeitslosenunterstützung.

Branchenübergreifende Einbußen

Die Forscher untersuchten die langfristigen Folgen der weltweiten Rezession zu Beginn der achtziger Jahre auf ArbeitnehmerInnen zwischen 25 und 53 Jahren, die zuvor schon fünf Jahre feste Arbeitsverhältnisse in größeren Unternehmen hatten, um Überlagerungen mit anderen Effekten zu vermeiden. Die Einkommenseinbußen treten branchenübergreifend und geschlechtsunabhängig auf und sind daher nach Überzeugung der Wissenschaftler auf die aktuelle Wirtschaftskrise übertragbar.

Das Einkommen in der ersten neuen Stelle nach der Entlassung liegt den Untersuchungen zufolge um bis zu 30 Prozent unter dem der Vergleichsgruppe aus früheren Kollegen, die weiterbeschäftigt wurden. Nach rund zehn Jahren liegt die Differenz immer noch bei etwa zwölf Prozent, und schließt sich selbst danach nur langsam. Als Ursachen werden verschiedene Faktoren identifiziert; generell gehen die Forscher davon aus, dass sich Beschäftigte im Laufe ihrer Karriere jeweils die Stelle in einem Unternehmen erarbeiten, an der sie ihr individuell bestmögliches Einkommen erreichen - was sich bei einem neuen Arbeitgeber kaum wiederholen lässt.

Geförderte Kurzarbeit als Entlassungsdamm

Die Ergebnisse der Untersuchungen untersreichen die Dringlichkeit, Entlassungen als Krisenfolge so stark wie irgendmöglich einzudämmen. Aktuellen Prognosen der Bundesagentur für Arbeit zufolge wird die Arbeitslosenquote 2009 auf 3,5 Millionen, 2010 sogar auf 4,1 Millionen steigen. Die Ergebnisse der Studie an der Columbia Universität lassen wie viele andere Indikatoren annehmen, dass unter anderem das staatlich subventionierte Kurzarbeitergeld (siehe Grafik oben) sich dabei als wirksam erweist - ein guter Grund, für eine Verlängerung der entsprechenden Maßnahmen über Ende 2009 hinaus einzutreten.