Alarmierende Erkenntnisse aus der Arbeitsmarktstatistik: Der deutsche Arbeitsmarkt verzeichnet einen seit Jahren anhaltenden Rückgang der Vollzeitstellen. Die Folge: Immer mehr Menschen brauchen zwei Jobs für ihren Lebensunterhalt. Geht es trotzdem schief und man ist erst einmal auf staatliche Hilfe angewiesen, gestaltet sich der Ausstieg aus Hartz IV schwierig.
Vollzeit minus sechs Prozent, Teilzeit plus 36
Die "<link http: www.fr-online.de top_news _blank external-link-new-window>Frankfurter Rundschau" zitierte am Mittwoch aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei. Von 1999 und bis 2008 ist die Zahl der Vollzeitbeschäftigten demnach um 1,4 auf 22,4 Millionen Menschen gesunken - also um sechs Prozent. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten schnellte entsprechend um 36 Prozent von 1,3 auf fünf Millionen in die Höhe. Der erschreckende Trend rundet sich durch die Zunahme von Minijobs ab, die in sechs Jahren um 29 Prozent auf über sieben Millionen zulegten.
"Erdrutsch bei regulären Arbeitsplätzen"
Vor diesem Hintergrund scheint es nur logisch, dass immer mehr ArbeitnehmerInnen nicht mehr mit 'nur' einer Stelle auskommen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach den Angaben der Bundesregierung verdoppelte sich die Menge von Menschen mit zwei Jobs in nur fünf Jahren bis 2007 auf 1,8 Millionen; neuere Daten liegen offenbar noch nicht vor. Die Arbeitsmarktexpertin der Linkspartei fasst in der "Frankfurter Rundschau" zusammen, wovor auch die Gewerkschaften seit Jahren warnen: "Hartz IV und Leiharbeit haben zu einem Erdrutsch bei den regulären Arbeitsplätzen geführt."
Hartz IV "hakt noch an einigen Stellen"
Untersuchungen des zur Bundesanstalt für Arbeit gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (<link http: www.iab.de de informationsservice presse presseinformationen _blank external-link-new-window>IAB) lassen gleichzeitig erkennen, dass der Ausstieg aus Hartz IV, einmal auf diesem Niveau angekommen, schwierig ist. Fünf Jahre nach Einführung von Hartz IV bewertet IAB-Direktor Joachim Möller dessen Wirkung zwar unter dem Strich positiv, aber: "An einigen Stellen hakt es noch."
Wiedereinstieg: nur 50 Prozent und meist weit unter Niveau
Zu diesen Stellen gehört offenkundig, dass rund drei Viertel der Betroffenen die entsprechende Leistung - das Arbeitslosengeld II - durchgängig 12 Monate oder länger beziehen. Die Minderheit, die den Ausstieg bewältigt, schafft dies nur zu rund 50 Prozent über eine neue Stelle, die andere Hälfte geht in Rente oder Mutterschutz, nimmt eine Bildungsmaßnahme auf oder wird Hausfrau beziehungsweise Hausmann. 17 Prozent allerdings bleiben arbeitslos und erhalten nur deswegen keine Unterstützung mehr, weil etwa der gemeinsame Haushalt mit einem Partner aufgrund dessen wirtschaftlicher Lage nicht mehr als bedürftig gilt - eher ein Zeichen für das Scheitern der Arbeitspolitik, als für ihren Erfolg.
Zu hoch qualifiziert, zu niedrig bezahlt
Kaum weniger deprimierend wirken die Bedingungen, unter denen die Minderheit ehemaliger Hartz IV-Empfänger wieder ins Erwerbsleben einsteigt. Rund die Hälfte von ihnen verdient zumindest anfangs unter 7,76 Euro brutto pro Stunde. 29 Prozent finden sich in einer Tätigkeit wieder, die unter ihrem eigentlichen Ausbildungsniveau liegt, und nur ein Drittel ergattert eine unbefristete Vollzeitstelle.