Siemens Dialog
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18.05.2024, 22:05 Uhr

"Pierer, Kleinfeld, Löscher, bei Siemens wird's nicht besser"

  • 17.07.2008
  • Allgemein

- mit diesem bitteren Spruch führten am Mittwoch fast fünfhundert Beschäftigte von Electronic Assembly Systems den Münchner Protest fort, den ihre Kolleginnen und Kollegen der Niederlassung am Vormittag begonnen hatten. Zeitgleich machte die Belegschaft in Perlach ihrem Unmut Luft.

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650 Beschäftigte des im Zuge der so genannten "sonstigen Restrukturierungs- maßnahmen" für die Ausgliederung vorgesehenen Electronic Assembly Systems-Betriebs in der Münchner Rupert-Mayer-Straße fanden sich gegen 14 Uhr zu einer außerordentlichen Betriebs- versammlung ein.

Öffentlicher Protest

Der Betriebsrat informierte über die Lage und die Pläne des Managements, nach denen die Ausgliederung mit dem Abbau von rund 220 der insgesamt etwa 1.300 Stellen im Betrieb einhergehen soll. Eine dreiviertel Stunde später hielt es die wütenden und enttäuschten Beschäftigten nicht mehr auf den Stühlen - sie zogen mit Transparenten vor das Werksgelände, um ihren Protest öffentlich zu machen. Unterstützt von Abordnungen unter anderem aus der Niederlassung, von Nokia Siemens Networks und von Siemens Enterprise Communications machten die DemonstrantInnen dann auf der Straße ihrem Ärger Luft.

Vom Großstandort zum Restbestand?

Der Betriebsratsvorsitzende Milorad Gajic fasste die Stimmungslage in seiner Ansprache zusammen: Der Sendlinger Großstandort zählte noch vor einigen Jahren 27.000 Siemensianer unter einem gemeinsamen Dach. Nach ungezählten Abbauwellen sind es heute nur noch etwa zehn Prozent - der Rest ist in den zahlreichen Nachfolgebetrieben aufgegangen, verlagert, verkauft oder entlassen. Nun gilt es, sich gegen den endgültigen Ausverkauf zu wehren, mit dem das Management jahrelange Anstrengungen, Überstunden, Einbußen, Kompromisse und bisweilen auch Mehrarbeit hart am Rande des Zulässigen belohnen will.

Lärmschicht statt Lehmschicht

Michael Leppek von der Münchner IG Metall brachte auf den Punkt, was die meisten potenziellen Abbauopfer hier wie anderswo denken, und was die Münchner auf zahlreichen Plakaten hochhielten: "Wir sind keine Lehmschicht! Wenn es aber sein muss, werden wir statt dessen zur 'Lärmschicht' werden, die man bis zum Wittelsbacherplatz hören kann."

Rote Karte für Peter Löscher

Auch am Großstandort München Perlach fand zeitgleich eine außerordentliche Betriebsversammlung statt. Im Anschluss zogen rund 300 Beschäftigte in einem Demonstrationszug auf dem Werksgelände vor das Betriebsratsbüro und zeigten der Politik Peter Löschers symbolisch die rote Karte.

Koodiniertes Vorgehen

Insgesamt haben sich damit am Mittwoch rund 1.500 Siemensianer der Niederlassung, von EA und in Perlach an Protestaktionen gegen dei Konzernumbau mit der Brechstange beteiligt. Das gemeinsame Vorgehen wollen die Interessenvertreter und die IG Metall auch weiter beibehalten: Am Donnerstag treffen sich die Betriebsräte aller Münchner Siemens-Standorte, um ihre nächsten Schritte zu koordinieren.