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26.04.2024, 19:04 Uhr

Restrukturierung: Der Druck steigt

  • 04.02.2013
  • Allgemein

Man muss noch gar nicht ein halbes oder ganzes Berufsleben bei Siemens sein, um bereits eine oder mehrere Reorganisationen erlebt zu haben. Wie auch immer die jeweils aktuelle Maßnahme offiziell genannt wird - irgendwo im Konzern wird eigentlich fast immer umgebaut. Wissenschaftler belegen derzeit, dass das auch für nicht unmittelbar Betroffene eine Belastung bedeutet.

Druck durch Restrukturierung (Eurofound 2012/ Hans Böckler-Stiftung 2013)

Umbaumaßnahmen ...

Was unter Siemens 2014, vierter Sektor oder SG&A-Programm daherkommt, ist für die Beschäftigten meist nicht nur mit Veränderungen verbunden, sondern auch mit negativen Folgen. Das gilt natürlich besonders für diejenigen, die schlimmstenfalls mit drohendem Arbeitsplatzverlust konfrontiert werden, aber auch die anderen Beschäftigten erleben erhöhten Stress und vermehrt gesundheitliche Probleme.

Die Hans Böckler-Stiftung hat eine <link http: boeckler.de _blank external-link-new-window hbs>undefinedStudie präsentiert, die zu diesem Thema den Arbeitsmarkt in der EU unter die Lupe nimmt. Wissenschaftler der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen <link http: www.eurofound.europa.eu _blank external-link-new-window eurofound>undefinedEurofound haben untersucht, welche ArbeitnehmerInnen von Entlassungen besonders betroffen waren und wie sich Restrukturierungsmaßnahmen auf die Beschäftigten auswirken.

... mit unerwünschten Nebenwirkungen

Zum einen werden demnach in Krisen Angehörige benachteiligter Gruppen wie Geringqualifizierte oder Migranten überdurchschnittlich oft entlassen; blickt man auf die LeiharbeiterInnen in der Wirtschaftskrise 2008, wird das in der Praxis allzu gut nachvollziehbar. Zum anderen klagen auch Beschäftigte, die eine Restrukturierung ohne Jobverlust überstanden haben, vermehrt über seelische und körperliche Beschwerden.

Reorganisationen sind den Erkenntnissen der zufolge, auch das wenig überraschend, ein EU-weites Phänomen. Über ein Drittel der Befragten gab im Jahr 2010 an, ihr Betrieb in den vergangenen drei Jahren restrukturiert worden sei. Von Stellenabbau waren dabei einige Gruppen überproportional betroffen, unter anderem Geringqualifizierte, gesundheitlich Beeinträchtigte und generell Beschäftigte mit geringem beruflichem Status. Eurofound leitet daraus eine Aufforderung an die Politik ab, die viele Gewerkschaften schon lange äußern: Änderungen der vorherrschenden Arbeitsmarktpolitik, die ebenso leichte Entlassungen wie Einstellungen ermöglicht.

Schlechtes Klima nach der Restrukturierung

Bemerkenswert ist, wie massiv sich Restrukturierungen auch auf die verbliebenen Beschäftigten auswirken. 42 Prozent klagen über hohe Arbeitsintensität, in nicht restrukturierten Betrieben sind es "nur" 34. Ähnlich sieht das Verhältnis bei Arbeit in der Freizeit aus, um berufliche Anforderungen zu erfüllen; auch unregelmäßige Arbeitszeiten und Schichtarbeit kommen in reorganisierten beziehungsweise restrukturierten Unternehmen deutlich häufiger vor. Das wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit aus, so dass Beschäftigte restrukturierter Betriebe ihre Arbeitsbedingungen und ihre Work-Life-Balance schlechter bewerten. Berichte von psychosozialen Belastungen wie Schikanen oder Beschimpfungen am Arbeitsplatz runden das alarmierende Bild ab. Davon bleibt auch die Gesundheit nicht unberührt: Beschäftigte restrukturierter Unternehmen schätzen ihre Verfassung in praktisch jeder Hinsicht schlechter ein als andere. Im Mittelpunkt stehen psychosomatische Störungen wie Depressionen, Stress oder Schlafprobleme - also genau die Krankheitsbilder, die seit Jahren in erschreckendem Maß zunehmen und sich mittlerweile massiv auf die Gesundheitssysteme auswirken.