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26.04.2024, 04:04 Uhr

Schwerbehinderte fordern Bewusstseinswandel

  • 08.10.2012
  • Allgemein

Siemens ist stolz darauf, in der Beschäftigung von Schwerbehinderten mit vielen guten Ansätzen Engagement zu beweisen. Wie die Gesamtvertretung der Schwerbehinderten im Unternehmen anmahnt, bleibt aber dennoch ein weiter Weg, um diese Ansätze in allen Köpfen zu verankern und damit letztlich in der Praxis des beruflichen Alltags umzusetzen.

Gerlinde Aumiller.

Unter dem kritischen Titel "Nur Margen im Kopf" stellt Gerlinde Aumiller, Vorsitzende der Gesamtschwerbehindertenvertretung bei Siemens, die Situation in einem Interview* dar. Um die Lage der rund 5.000 Schwerbehinderten im Konzern zu verbessern, fordert sie einen Bewusstseinswandel der Führungskräfte auf allen Ebenen:

Was ist Euer politischer Anspruch?
Unser Anspruch ist Inklusion, also dass Menschen mit Behinderung von vornherein dazu gehören - sie müssen nicht erst integriert werden. Dafür sind bei Siemens noch erhebliche Bewusstseins- und Verhaltensänderungen nötig.

Womit seid Ihr gegenwärtig konfrontiert?
Der Wandel in der Arbeitswelt - aktuell geprägt durch Siemens Office und SPS – bleibt nicht ohne Konsequenzen für schwerbehinderte Beschäftigte. Wir kämpfen dagegen an, dass die Führungskräfte immer nur die Margen im Kopf haben. „Mensch vor Marge“ – das ist unsere Leitlinie.

Wie wollt Ihr das schaffen?
Betriebsräte, Vertrauensleute der IG Metall und Schwerbehindertenvertreter müssen Hand in Hand arbeiten. Die Metallerinnen und Metaller sind die Treiber und Experten.

Welche Erfolge sind bereits erreicht worden?
Der größte politische Erfolg ist die im Mai 2009 abgeschlossene Integrationsvereinbarung zwischen der Siemens AG, dem Gesamtbetriebsrat und der Gesamtschwerbehindertenvertretung. Sie ist ein gutes Werkzeug für unsere Arbeit. Gesichert worden ist beispielsweise, dass wir die Bewerbungen von Schwerbehinderten sehen.

Wer unterstützt Eure Arbeit?
Der Zusammenhalt mit dem Gesamtbetriebsrat ist eine der wichtigsten Säulen unserer Arbeit. Hier gab es in den letzten Jahren einen politischen Quantensprung. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand läuft auch schon sehr gut. Doch die Inklusion von Schwerbehinderten muss auf allen Unternehmensebenen noch stärker vorangetrieben werden.

Welche besonderen Aufgaben stehen bei Siemens an?
Vor allem bei der Personalplanung und Rekrutierung junger Menschen mit Behinderung müssen wir jetzt vorankommen. Zwar stellen wir gezielt jährlich 25 Auszubildende ein. Aber gerade einmal 2,4 Prozent der Schwerbehinderten bei Siemens sind zwischen 20 und 30 Jahre. Der demografische Wandel ist für uns längst ein Thema. Auch hier gilt: Wir müssen agieren, statt nur zu reagieren.

Was erwartet Ihr von der IG Metall?
Die IG Metall müsste unsere Arbeit durchweg besser anerkennen und unterstützen. Man sollte auch registieren, dass die Schwerbehindertenvertreter/-innen - gerade wegen ihrer zahlreichen Beratungsgespräche - viele Mitglieder werben.


* Das ursprüngliche Interview erschien in der aktuellen Aufgabe (3/2012) von "Profil", der Informationen der IG Metall für Vertrauensleute und Betriebsräte bei Siemens.