Siemens Dialog
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03.05.2024, 16:05 Uhr

SEN auf Partnersuche

  • 28.08.2007
  • Konzern

Seit Gründung von Siemens Enterprise Communications (SEN) im Oktober 2006 sucht Siemens nach einem Käufer oder Partner, um das ehemalige COM-Geschäft endgültig loszuwerden. Das Risiko sollen die Beschäftigten tragen, denen die Beispiele schiefgegangener Verkäufe, angeführt von den ehemaligen Kollegen der Handysparte und ihrer Pleite bei BenQ, mehr als präsent sind.

Im Zusammenhang mit dem kürzlich angekündigten Abbau von gut 600 Arbeitsplätzen bei SEN (siehe Artikel Massiver Stellenabbau geplant) fordern IG Metall und SEN-Gesamtbetriebsrat die Geschäftsführung und die Siemens AG nachdrücklich auf, bei der Auswahl eines Partners oder Käufers die elementaren Interessen der Mitarbeiter zu berücksichtigen.

Die IG Metall-Mitglieder im künftigen Aufsichtsrat von SEN wollen sich für diese Berücksichtigung uneingeschränkt einsetzen. Im Vordergund stehen fünf Punkte, die ein künftiger Partner mit Blick auf eine Perspektive für die Beschäftigten und die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze gewährleisten muss:

1. Finanzkraft,

2. eine Verbesserung der Marktposition,

3. das Vermeiden von Überschneidungen im Produkt- und Dienstleistungsangebot,

4. ein klares Bekenntnis zur Tarifbindung, und

5. das Weiterführen der technischen und kaufmännischen Ausbildung.

In einem aktuellen Flugblatt (siehe Download) formulieren IG Metall und Gesamtbetriebsrat am Dienstag diese Forderungen und informieren die SEN-Beschäftigten über den Stand der Dinge.

Absicherung der Altersversorgung vor einem Verkauf

Die Sicherung der Altersversorgung (Deferred Compensation), Altersteilzeitverträge und Ansprüche auf Übergangsgelder bei Renteneintritt (für MitarbeiterInnen, die vor dem 1.10.1983 in die SAG eingetreten sind) stehen im Vorfeld eines Verkaufs im Vordergrund. Entsprechende Planungen zur insolvenzgesicherten Ausgliederung der Altersversorgung stellte die Geschäftsführung dem Gesamtbetriebsrat schon Anfang 2007 vor, bereits im Juli sollte danach die Auswahl der Anlageform und des Assetmanagers für die Altersversorgungsrückstellungen stattfinden - aber passiert ist seither wenig. Die Geschäftsführung argumentierte, es solle erst weitergehen, wenn sich die Verkaufspläne konkretisierten.

Nun wird es höchste Zeit. IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern deshalb, jetzt mit der Umsetzung der Pensions Trust-Lösung zu beginnen, auf Grund derer Finanzmittel für die Altersversorung nicht in den Verfügungsbereich des Investors oder Partners übergehen, sowie Ansprüche aus Deferred Compensation und Altersteilzeitverträgen gegen Insolvenz zu sichern.

Personalabbau: Details weiter offen

Was die Abbaupläne betrifft, hat Gesamtbetriebsrat der Geschäftsführung einen umfangreichen Fragenkatalog dazu vorgelegt, der die Lücken in den Planungen und Konzepten aufzeigt. Mit Hilfe des Beratungsunternehmens Kemper & Schlomski und der IG Metall arbeitet der Gesamtbetriebsrat jetzt daran, die Informationslücken zu schließen, die Unternehmenskonzepte zu bewerten und Alternativen zur Stärkung der wirtschaftlichen Basis zu erarbeiten.

Starkes Interesse

Unmittelbar nach Bekanntgabe der Abbaupläne waren in allen SEN-Betrieben die Betriebsversammlungen trotz der Urlaubszeit gut besucht. In den lebhaften Versammlungen wurde heftige Kritik laut; als besonders enttäuschend empfanden viele Beschäftigte das bundesweite Fernbleiben der Betriebs- undGeschäftsleitung: "Die Geschäftsführung hat gekniffen."

Gemeinsam stark

In den kommenden Wochen wird es darauf ankommen, alle Kräfte auf der Arbeitnehmerseite zu bündeln. Bei eventuellen Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen wird sich auch auswirken, wie stark sich die Beschäftigten gemeinsam einsetzen: Ohne entsprechende Mitgliederzahlen sind gute Tarifverträge auf Dauer weder durchzusetzen, noch zu verteidigen - erst recht unter der Regie eines Investors. Wie wichtig solche Tarifverträge sind, zeigt bei SEN aktuell das Beispiel des RD-Tarifvertrags: Ohne den darin festgeschriebenen weitgehenden Kündigungsschutz bis zum 30. September 2009 ginge SEN den Personalabbau wohl ganz anders an: Es lohnt sich, IG Metall-Mitglied zu sein und zu werden!