Siemens Dialog
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26.04.2024, 20:04 Uhr

SEN: Streit in Griechenland

  • 14.11.2008
  • Konzern

Eine heftige Auseinandersetzung spielt sich zwischen Arbeitnehmern und Management bei Siemens Enterprise Communications im griechischen Thessaloniki ab. Das dortige Werk soll geschlossen werden, die Belegschaft wehrt sich heftig; aus Deutschland kommt Unterstützung.

Streik in Thessaloniki

Ende Oktober brach der bereits schwelende Konflikt in dem Betrieb aus, in dem rund 230 Beschäftigte Hardware herstellen. Sie arbeiten mit Profit, jedoch unterhalb der angepeilten Margen; im Februar, also noch im Siemens-Konzern, hatte die SEN-Geschäftsführung daher angekündigt, man werden einen kaufwilligen Investor suchen.

Zwischenzeitlich fand sich bekanntlich mit der Gores-Group ein Investor, der die Mehrheit von Siemens Enterprise Communications insgesamt zum 1. Oktober übernommen hat. Mitte September kündigte die örtliche Geschäftsführung an, den Betrieb zu schließen. Etwa zwei Drittel der Belegschaft sollten zum 31. Oktober entlassen werden, das übrige im Frühjahr 2009.

Spontaner Streik

Eine daraufhin einberufene Betriebsversammlung beschloss mehr oder weniger spontan, in einen unbefristeten Streik zu treten. Seither finden zahlreiche Aktionen und Kundgebungen statt;.gleichzeitig beschäftigt die Auseinandersetzung die Gerichte, weil SEN den Streik für illegal erklären zu lassen versuchte - erfolglos. Zusätzlich kompliziert wird es durch unterschiedliche Auffassungen der Arbeitnehmerseite. Manche wollen versuchen, die Schließung mit allen Mitteln bis zum letzten zu verhindern, andere sehen dies als unrealistisch an und zielen auf möglichst faire Bedingungen ab.

Appell an Siemens

Arbeitnehmervertreter in Deutschland appellierten an Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm, die Suche nach zumindest einer sozialverträglichen Lösung zu unterstützen. In einem IG Metall-Schreiben wird der Arbeitsdirektor im Namen der Gewerkschaft und des Europa-Betriebsrats gebeten, sich für faire Verhandlungen mit entscheidungsfähigen Ansprechpartnern einzusetzen und, falls die Schließung unvermeidlich bleibt, Verhandlungen über eine fairen und großzügigen Sozialplan zu ermöglichen.

Siemens: keine operative Führung mehr

Russwurm antwortete, nachdem er sich über die Situation in Thessaloniki informiert hatte. Entscheidender Punkt ist, dass Siemens die unternehmerische Führung von SEN samt aller daraus folgenden Zuständigkeiten mit dem Verkauf an die Gores Group als Mehrheitsgesellschafter abgegeben hat. Weiter unterstreicht der Arbeitsdirektor, dass vor dem Übergang an Gores angebotene Verhandlungen ergebnislos verliefen; damit sei die Chance vergangen, noch unter Regie von Siemens eine Lösung zu finden. Dreh- und Angelpunkt ist offenbar die Forderung, die Schließung zurückzunehmen - das aber wird aller Wahrscheinlichkeit SEN beziehungsweise Gores nicht tun. Siemens hält es daher für besser, eine faire und sozialverträgliche Lösung für die Mitarbeiter unterstützen.

IG Metall fordert faire Verhandlungen und eine faire Lösung

In einer Solidaritätserklärung vom 10. November versichert Dieter Scheitor, Leiter des Siemens Teams der IG Metall und Koordinator des EMB für Siemens, den griechischen Beschäftigten die Unterstützung der IG Metall im Kampf um das Werk Thessaloniki und für einen gerechten Sozialplan: "Die IG Metall fordert von Siemens faire Verhandlungen und eine faire Lösung, die mit dem Sozialplan für die Beschäftigten von Siemens Enterprise Deutschland bzw. dem Siemens Werk in Prag vergleichbar ist. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun."