Siemens Dialog
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20.04.2024, 15:04 Uhr

Siemens: alle in einem Boot

  • 05.08.2013
  • Allgemein

Joe Kaeser muss dieser Tage vor allem überzeugend vermitteln: Den Analysten und Anlegern, dass Siemens auch in Zukunft eine lohnende Investition ist; den Beschäftigten, dass sie dabei aktiv beteiligt sind, statt nur als Kostenfaktor zu gelten; beiden und der Öffentlichkeit, dass bei Siemens alle in einem Boot sitzen und in die selbe Richtung rudern.

In den ersten Tagen nach der Amtsübernahme gibt es dazu unter anderem eine ganze Reihe von Interviews. Zum Beispiel in der Print-Ausgabe der "<link http: www.nordbayern.de nuernberger-nachrichten wirtschaft _blank external-link-new-window>undefinedNürnberger Nachrichten" (5. August): "Ich bin stolz, Siemens-Chef zu sein. Aber zu überschäumender Freude besteht angesichts der Umstände meiner Ernennung kein Anlass."

Kaum Platz für Patzer

Der entscheidenden Bedeutung gelungener Kommunikation nach innen und außen gerade in dieser Phase ist sich Kaeser bewusst: "Die Öffentlichkeit und auch die Mitarbeiter werden sicherlich genau verfolgen, was wir als Nächstes tun. Damit bleibt mir weniger Spielraum für Fehler als bei einem langfristig geplanten, geräuschlosen Übergang an der Spitze." Ein Thema ist in diesem Zusammenhang seine Rolle beim Abgang Peter Löschers. Kaeser weist jede Beteilung an foul play entschieden zurück: Er habe mit Löscher sehr gut zusammengearbeitet und sei nicht an dessen Ablösung beteiligt gewesen.

Zurück zu Bewährtem

Was von Löschers letztlich fehlgeschlagenen Projekten, insbesondere der Umsatz von 100 Milliarden Euro und die Marge von zwölf Prozent, am Ende bleiben wird, darüber mag Kaeser sich jetzt noch nicht festlegen - verständlich, schließlich erwies sich genau das als Stolperstein seines Vorgängers. Statt dessen verlässt er sich auf das altbekannte Gesamtziel:"technisch und wirtschaftlich zu den Besten in der Branche aufzuschließen." Bewirken sollen das Siemens' traditionelle Werte und Stärken - "Kundennähe, Ingenieurskunst, Innovation, das Gespür für Qualität und Zuverlässigkeit und natürlich die finanzielle Stabilität". Getragen wird das von weniger Beschäftigung mit sich selbst, mehr Blick fürs Ganze und weniger kurzfristiger Hektik: Der "Erfolg muss nachhaltig und nicht nur auf Quartale oder einzelne Jahre bezogen sein".

Mensch - Marge: statt, vor, und

Diplomatisch zeigt sich Kaeser gegenüber der Arbeitnehmerseite bei Siemens. Den "Nürnberger Nachrichten" unterläuft bei der Einstiegsfrage dazu ein kleiner, aber nicht unwesentlicher Fehler: "Mensch statt Marge" laute das Motto der IG Metall bei Siemens, tatsächlich heißt es hingegen bekanntlich "Mensch vor Marge". Auch IG Metall und Betriebsräte wollen die Marge keineswegs völlig unter den Tisch fallen lassen, aber sie wollen sie eben auch nicht zum übergeordneten Maß aller Dinge werden lassen. Kaeser setzt seinerseits auf "Mensch und Marge" und findet: "Das eine geht nicht ohne das andere."

Konstruktives Miteinander

Sein Verhältnis zur IG Metall bezeichnet Kaeser als "sehr konstruktiv" und verweist auf frühere Erfahrungen: "Im konstruktiven Miteinander kommt man zu besseren Lösungen." Eine Rückfrage der Journalisten zur Zukunft der Standort- und Beschäftigungssicherung "Radolfzell II" beantwortet der neue CEO entsprechend eindeutig: "Sicher, der Beschäftigungspakt steht weiter und ich bekenne mich zu ihm."


Das vollständige Interview erschien in den "Nürnberger Nachrichten" vom 5.8.2013.