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26.04.2024, 09:04 Uhr

Kaeser löst Löscher ab

  • 31.07.2013
  • Allgemein

Es war in den vergangenen Tagen zunehmend absehbar: Der Aufsichtsrat der Siemens AG hat am Mittwoch Morgen einstimmig den bisherigen Finanzchef Joe Kaeser als neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Die Arbeitnehmerseite trägt den Wechsel mit und fordert, nun nach vorne zu blicken: Weg von kurzfristigem Renditedruck, zurück zu Stabilität und den bewährten Werten und Stärken von Siemens.

Siemens gab den durch viel Medienrummel begleiteten Wechsel in einer

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bekannt. Kaeser ist demnach ab dem 1. August 2013 Vorstandsvorsitzender, Löscher legt sein Mandat mit Ablauf des heutigen Tages nieder und verlässt den Siemens-Vorstand. Dennoch soll er dem Unternehmen verbunden bleiben, unter anderem mit dem Mandat als Stiftungsratsvorsitzender der Siemens-Stiftung.

Kaeser betonte, Siemens sei "bestimmt nicht in einer Krise und auch kein Sanierungsfall". Man habe sich jedoch zuletzt "zu viel mit uns selbst beschäftigt". Nun sei sein Ziel, "Siemens in ein ruhiges Fahrwasser zurückzuführen und ein Hochleistungsteam zu formen. Denn als Team sind wir nur schwer zu schlagen."

Abschied von kurzfristig getriebenem Renditedruck

Für die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat äußerten sich Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, und Lothar Adler, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG, in einer

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. Huber erklärte in München, Siemens als einer der größten Technologiekonzerne der Welt müsse nun wieder Innovation und Qualifikation statt Rendite in den Mittelpunkt stellen: "Siemens muss wieder ins Gleichgewicht kommen und wird das nur schaffen, wenn man sich von kurzfristig getriebenem Renditedruck verabschiedet."

Schneller, gemeinsamer Neuanfang

Vom neuen Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser verlangen die ArbeitnehmerInnen ein Bekenntnis zur Mitbestimmung und den geltenden Vereinbarungen sowie die Fortsetzung der konstruktiven Zusammenarbeit. Adler forderte einen schnellen Neuanfang gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite: "Die Entscheidung, Herrn Kaeser zum Vorstandsvorsitzenden zu bestellen, findet unsere Zustimmung. Wir erwarten von ihm, dass er die Stärken von Siemens wieder in den Mittelpunkt rückt - engagierte Mitarbeiter, Innovationsgeist und Technologiekompetenz. Wir müssen von einer rein margengetriebenen Portfoliopolitik wegkommen. Wir brauchen eine Unternehmenskultur, bei der Offenheit und Vertrauen über alle Hierarchieebenen gelebt werden."

Respekt für Löscher ...

Den ausscheidenden CEO Peter Löscher bezeichnete Adler als immer fairen und respektvollen Partner und wies auf die mit ihm erreichten Erfolge hin: "Vereinbarungen wie zum Beispiel das Abkommen von Radolfzell zur Beschäftigungssicherung wären ohne ihn nicht möglich gewesen."

Ergänzend zur Presseerklärung gaben die Arbeitnehmervertreter im Siemens-Aufsichtsrat eine gemeinsame Erklärung zur Aufsichtsratssitzung am 31. Juli ab. Darin drücken sie ihren Respekt vor der Leistung Löschers aus, der ihnen stets auf gleicher Augenhöhe und mit Achtung vor der Mitbestimmung begegnet ist. Über die Standort- und Beschäftigungssicherung hinaus konnten so viele Fortschritte gemacht werden, etwa im Bereich Diversity, der Inklusion von Schwerhinderten und, vor allem in der Anfangszeit seiner Arbeit, in der Aufarbeitung von Korruptions- und AUB-Affäre.

... aber Kritik für sein "Siemens 2014"

Gleichzeitig verweisen sie allerdings auch auf das von Löscher lancierte "Siemens 2014", die damit verknüpfte Renditeorientierung und den Abbau tausender Arbeitsplätze: "Das Unternehmen hat sich zunehmend den Gesetzen des Kapitalmarktes unterworfen und die Marge über alles gestellt. Dieses Margendenken schwächt die Eigenschaften, die Siemens zu einem herausragenden Konzern gemacht haben: Innovationskraft, Pioniergeist, Nachhaltigkeit und soziale Leistungen für Mitarbeiter."

Von dieser Fehlentwicklung muss sich Siemens jetzt abwenden: "Die durch das Programm entstandene Angstkultur muss jetzt durch Beteiligung und glaubhafte Investitionen in die Zukunft des Unternehmens beseitigt werden.
Die Beschäftigten und die Technologie müssen ab sofort wieder im Mittelpunkt stehen. Die Siemens AG muss als integrierter Technologiekonzern nachhaltig weiter entwickelt und ausgebaut werden."

Weiter mit Siemens 2020

Abschließend ist in auch diesem Zusammenhang natürlich auf die Strategie "Siemens 2020" hinzuweisen, mit der Gesamtbetriebsrat und IG Metall bereits zu Jahresbeginn eine Alternative zu "Siemens 2014" auf den Weg gebracht haben. Deren Motto "Mensch vor Marge" beschreibt unverändert den Weg der Arbeitnehmerseite: "Wir haben hervorragende Mitarbeiter, Technologien und Produkte. Nun gilt es, diese wieder in den Mittelpunkt zu stellen und mit einem neuen Vorstandsvorsitzenden einen Neuanfang zu gestalten! Der Gesamtbetriebsrat, die IG Metall und die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sind dazu bereit."


Die vollständige Erklärung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat kann man als PDF über obenstehenden Link (Arbeitnehmererklaerung-2013-07-31.pdf) herunterladen.