Siemens Dialog
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25.04.2024, 12:04 Uhr

Kurswechsel zum Menschen

  • 22.07.2013
  • Allgemein

"Chaostage in München" titelte die "Süddeutsche Zeitung" am Wochenende einen Artikel, der Siemens als krisengeschütteltes Unternehmen darstellt. Dieses Bild scheint seit längerem sehr beliebt in vielen Wirtschaftsredaktionen, geht allerdings in mancherlei Hinsicht an der Realität vorbei.

"Siemens steckt in einer Krise", konstatiert der Artikel der "<link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft _blank external-link-new-window>undefinedSüddeutschen Zeitung" pauschal, und verweist auf "schwache Zahlen, Querelen im Vorstand und einen angeschlagenen Chefaufseher". Als Aufhänger dient der suggestive Hinweis, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler schlage deswegen nun Alarm - dabei beziehen sich dessen Aussagen eigentlich auf die seit Monaten bekannten Arbeitnehmerforderungen im Rahmen von "Siemens 2020".

Eine grundlegende wirtschaftliche Krise, vielleicht greifen die Medien kurz vor Bekanntgabe der Zahlen fürs dritte Quartal gerade deswegen nach jedem Beleg für sie, ist bei genauem Hinsehen eigentlich nicht festzustellen. Siemens hält sich angesichts der wirtschaftlich wenig stabilen Gesamtsituation ordentlich; dass Analysten routinemäßig in Wehgeschrei ausbrechen, sobald einmal kein zweistelliges Wachstum von einem Quartal zum nächsten erzielt wird, ändert daran nichts.

Darin, dass Siemens keineswegs ein Sanierungsfall ist, sind sich Unternehmens- und Arbeitnehmervertreter vor diesem Hintergrund einig. Die Kritik letzterer richtet sich, auch gegenüber der "SZ", an andere Dinge: Sie wollen eine nachhaltige und zukunftsorientierte Unternehmenspolitik und einen Kurswechsel zu einer Kultur im Unternehmen, bei dem der Mensch statt der Marge im Mittelpunkt steht. In diesem Zusammenhang stößt "Siemens 2014" natürlich vor allem auf Ablehnung, weil sich das Programm praktisch ausschließlich an einer kurzfristig höheren Marge orientiert und diesem Ziel die Beschäftigten und eine nachhaltige Entwicklung unterordnet.

Mit "Siemens 2020" richten sich IG Metall und Betriebsräte gegen die daraus resultierende zwangsläufige Vernachlässigung langfristiger Aspekte und den steigenden kurzfristigen Erfolgsdruck, der vor keiner Ebene im Unternehmen haltmacht. Adler spricht in diesem Zusammenhang von einer wachsenden "Angstkultur", weil immer mehr SiemensianerInnen gezwungen sind, sich am schnellen Ergebnis statt an langfristig konstruktiver Entwicklung zu orientieren.

Dass es Veränderungsbedarf bei Siemens gibt, wird also wohl niemand bestreiten - dafür haben IG Metall und Gesamtbetriebsrat "Siemens 2020" als offenen, anhaltenden Prozess angelegt, der im Unternehmen auf gute und wachsende Akzeptanz stößt.