Siemens Dialog
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27.04.2024, 02:04 Uhr

Siemens Office: Wildwuchs verhindert

  • 21.06.2010
  • Allgemein

Zu Jahresbeginn legte Siemens das neue Arbeitsplatzkonzept "Siemens Office" vor. Weltweit soll es über eine Million Quadratmeter Bürofläche einsparen, indem es alte Bürolandschaften durch mobile Büros mit flexibleren Mitarbeiter ersetzt. Eine Vereinbarung des Gesamtbetriebsrats mit der Firmenseite stellt sicher, dass die Beschäftigten nicht vor lauter Flexibilität plötzlich Nachteile erfahren.

Gartenarbeit der Zukunft (Bild: mobilkom austria)

Gesamtbetriebsvereinbarung zu Risiken und Nebenwirkungen

Unter Federführung von Siemens Real Estate und dem Motto Paradigm Shift. Siemens Office wird eine schöne neue Arbeitswelt entworfen, die mehr Effektivität, Flexibilität und Mobilität verspricht - ganz zu schweigen von einem geschätzten Einsparpotenzial in dreistelliger Millionenhöhe durch effizientere Ressourcennutzung.

Aus Arbeitnehmersicht birgt "Siemens Office" allerdings auch Risiken und Nebenwirkungen. Der Gesamtbetriebsrat hat daher eine entsprechende Gesamtbetriebsvereinbarung verabschiedet; sie legt die Rahmenbedingungen für alle von "Siemens Office" betroffenen Siemens-Beschäftigten fest, zu denen grundsätzlich auch Schwerbehinderte und Gleichgestellte gehören.

"Work-Life Integration" ...

Natürlich ist gegen Arbeitsplatzkonzepte, die Mitarbeitern mehr Flexibilität bieten und die Vereinbarung von Familie und Beruf erleichtern - bei Siemens und anderswo nennt man das Work-Life Integration als Weiterentwicklung der Work-Life Balance -, nichts einzuwenden. Das "Siemens Office"-Arbeitsplatzkonzept geht jedoch weit darüber hinaus: In Zukunft sollen sich bei Siemens mehrere Mitarbeiter die Arbeitsplätze in den Büros teilen sowie gleichzeitig verstärkt zu Hause und außerhalb des Büros arbeiten. Ein Trolley als mobiles Office stellt bei Bedarf zusätzlich sicher, dass man am Büroarbeitsplatz ist - immer und überall.

... aber bitte in kontrollierten Bahnen

Was erst einmal nach großer Freiheit und Flexibilität klingt, etwa das Arbeiten im Biergarten oder auf der heimischen Couch, muss allerdings auf potenzielle Probleme durchleuchtet werder. Themen wie Versicherungsschutz, Arbeitsschutz und Arbeitszeit spielten in den Plänen anfangs eine untergeordnete Rolle, weshalb einige Punkte sichergestellt werden mussten.

"Uns geht es nicht darum, die schöne neue Siemens-Welt nur zu verteufeln, aber sie ist eben komplexer als gedacht. Mit der Gesamtbetriebsvereinbarung verhindern wir den Wildwuchs etwa bei Fragen zu Arbeits- und Versicherungsschutz oder Arbeitszeit und stärken die Mitbestimmung vor Ort", erläutert Udo Becker, Sprecher der Projektgruppe Paradigmenwechsel des Gesamtbetriebsrats.

Versicherung, Arbeitsschutz, Ausstattung

Grundsätzlich steht den Mitarbeitern offen, ihre Arbeit von zu Hause aus zu leisten; andere Orte jedoch sind zur Erbringung der Arbeitsleistung nicht zulässig. In diesem Zusammenhang waren besonders Fragen zum Versicherungsschutz außerhalb des Firmengeländes ungeklärt. Auch im Bereich des Arbeitsschutzes ist darauf zu achten, dass die einschlägigen Vorgaben in der neuen Bürolandschaft sichergestellt sind. Jeder Arbeitsplatz wird mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch und einem Monitor ausgestattet, jeder Mitarbeiter erhält eine persönliche PC-Tastatur. Detaillierte Regelungen zu Ausstattung der Arbeitsplätze sind als örtliche Themen zwischen den Betriebsparteien zu beraten und zu vereinbaren.

Keine schleichende Ausweitung der Arbeitszeit

Besonderes Gewicht legt die Vereinbarung darauf, eine schleichende Ausweitung der Arbeitszeit zu verhindern. Damit es zu keinem derartigen Ausufern der Arbeitszeit kommt, sind die jeweiligen Betriebsparteien verpflichtet, die örtlichen Regelungen zur Arbeitszeit zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Ausdrücklich wird vorsichtshalber betont, auf welche Eckpunkte in diesem Zusammenhang zu achten ist, darunter die Einhaltung der Regelungen des Arbeitszeitgesetzes und der Tarifverträge.