Siemens Dialog
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06.05.2024, 08:05 Uhr

Verständliche Sorgen

  • 10.09.2007
  • Operativ

Siemens' Europa-Betriebsrat Siemens Europe Committee übt deutliche Kritik am Verkauf der Automotive-Sparte Siemens VDO an Continental, die dahinterstehende Strategie der zunehmenden Verkleinerung des Portfolios und mangelnde Berücksichtigung der Beschäftigten.

In einer Pressemitteilung (siehe Dateien) vom siebten September macht das Siemens Europe Committee (SEC) keinen Hehl aus seiner Meinung: "Die Strategie, wenige ertragreiche Bereiche auf Kosten der anderen weiter zu stärken, führt zu einer Verengung des Portfolios, die sich irgendwann einmal rächen wird. Denn bei veränderten wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen können Schieflagen möglicherweise nicht mehr intern ausgeglichen werden", fasst der SEC-Vorsitzende Werner Mönius (Foto) die Sorge auf der Arbeitnehmerseite zusammen, welche die Strategie permanenter Portfolioverschlankungen zu Gunsten der jeweils gerade ertragreichsten Bereiche hervorruft.

Nicht nur Krisensparten betroffen

Den für diese Strategie exemplarischen Verkauf von Siemens VDO an Conti sieht das SEC entsprechend kritisch: "Bei VDO handelt es sich um ein gut gehendes Geschäft mit besten Zukunftsaussichten. Die Trennung erfolgte nicht, wie dies beispielsweise bei der Kommunikationssparte der Fall war, wegen schlechter Ertragslage des Bereichs, sondern um die Finanzkraft der Siemens AG zu verbessern. Das bedeutet, dass bei Siemens nicht nur Krisen- sparten zum Verkauf stehen, sondern auch Geschäftsgebiete und Bereiche, die ihre Zielmargen erfüllen."

Keine tragfähige Überleitungsvereinbarung

Ein weiterer Kritikpunkt der europäischen Beschäftigtenvertretung ist die Art und Weise, in der Siemens im Zuge der Ausgliederung die Arbeitnehmerseite kaum berücksichtigte. Bekanntlich wurde im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten keine Überleitungs- vereinbarung abgeschlossen, weil Siemens sich auf derart unverbindliche Aussagen zur Zukunft von Beschäftigung und Standorten beschränkte, dass sie für die Arbeitnehmerseite schlicht inakzeptabel waren (siehe SV Betriebsratsvorsitzende fordern Überleitungsvereinbarung).

Interne Auslese

Nun befürchtet das SEC über bereits bei Siemens geplante Reduktionen hinaus weiteren drohenden Personalabbau wegen Synergien und Überschneidungen mit Conti: "In Verbindung mit der Ankündigung, dass bei Conti nach der Integration ein interner Auslesewettbewerb stattfinden wird, sind die Sorgen der Ex-Mitarbeiter von Siemens und die Enttäuschung über ihren ehemaligen Arbeitgeber nur allzu verständlich."

"Kulturwandel zu Lasten der Mitarbeiter"

Nach BenQ-Pleite, Joint Venture mit Nokia und Ausgründung von Siemens Enterprise Communications, so die Schlussfolgerung des SEC, "droht jetzt die vierte Abspaltung in Folge, der ein massiver Arbeitsplatzabbau folgt. Aus Sicht des SEC ist dies ein verheerendes Signal." Gegen dieses Signal stellen sich die Vertreter der europäischen Siemensianer entschieden: "Von der sozialen Verantwortung des Unternehmens für seine Mitarbeiter, die bei Siemens früher vorrangig gesehen wurde, ist immer weniger zu erkennen. Diese Art von Kulturwandel zu Lasten der Mitarbeiter lehnt das Siemens Europe Committee strikt ab", so Mönius abschließend.