Siemens Dialog
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26.04.2024, 07:04 Uhr

Vorstandsvergütung: gebilligt, aber kritisiert

  • 27.01.2010
  • Allgemein

Noch bis Donnerstag müssen Siemens-Belegschaften und Öffentlichkeit abwarten, was es mit den Plänen für den "Jobabbau zur Gewinn-Pflege" (Frankfurter Rundschau) auf sich hat. Bis dahin stehen andere Themen im Vordergrund: Die Hauptversammlung billigte wie erwartet alle Vorschläge von Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat - Kritik gab es trotzdem.

Vergleiche "ein Geschenk" für Ex-Vorstände?

Die richtete sich zum einen gegen die Vergleiche mit ehemaligen Vorstandsmitgliedern. Obowhl man sich weitgehend einig ist, dass dieser Schlussstrich unter die Korruptionsaffäre dringend nötige Ruhe ins Unternehmen bringt, sind die ehemaligen Chefs vielen zu billig davongekommen. Harald Petersen, stellvertretender Vorsitzender der <link http: www.sdk.org _blank external-link-new-window>undefinedSchutzgemeinschaft der Kapitalanleger fasste mit Blick etwa auf Heinrich von Pierer zusammen: "Der feiert heute seinen neuen Geburtstag. [...] Dass Sie hier mit einer Zahlung von nur fünf Millionen Euro rausgehen angesichts des Schadens, den Sie angerichtet haben, ist doch ein Geschenk."

Kritik am Vergütungssystem wird lauter

Auf lange Sicht deutlich bedeutender ist die Frage, inwiefern das Vergütungssystem heutiger Top-Manager der Unternehmensführung für ein Unternehmen wie die Siemens AG ist. Die IG Metall Bayern hatte im Vorfeld der Versammlung begrüßt, dass die Billigung des Systems auf der Tagesordnung erschien; gleichzeiitg kritisiert sie aber scharf, dass das System zu wenig auf Nachhaltigkeit und langfristige Unternehmensentwicklung ausgerichtet ist (siehe Kritik an Struktur der Vorstandsvergütung).

Auf der Versammlung stellte sich heraus, dass auch Aktionärsvereinigungen hier Bauchschmerzen haben: Das Vergütungsmodell entspreche nicht allen gesetzlichen Anforderungen des Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung, kritisierte Daniela Bergdolt von der <link http: www.dsw-info.de _blank external-link-new-window>undefinedDeutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Und auch, was einer Gewerkschaft reflexartig als ideologische Voreingenommenheit angekreidet wird, konnte sie in diesem Zusammenhang unbefangen hinzufügen: Die Vergütungvon CEO Peter Löscher sei im Vergleich zu den anderen Vorständen und den Wettbewerbern "sehr hoch".

Vorstandsbezüge auf dem Prüfstand

Die Vielzahl der Einwände gegen das bisherige Vergütungsmodell jedenfalls wurden schließlich durch eine Zustimmung von 'nur' gut 89 Prozent der Stimmen bemerkbar; gewöhnlich können Vorschläge auf der Tagesordnung mit deutlich mehr als 90 Prozent rechnen. Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Cromme ist diese Stimmung offenbar völlig bewusst. Er hatte bereits vorher betont, dass die Vorstandsvergütungen wie im Geschäftsbericht angekündigt auf den Prüfstand kommen: "Der Aufsichtsrat wird in der Frühjahrssitzung die Ergebnisse diskutieren und gegebenenfalls Änderungen des Vergütungssystems beschließen."