Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/kritik-an-struktur-der-vorstandsverguetung
27.04.2024, 01:04 Uhr

Kritik an Struktur der Vorstandsvergütung

  • 25.01.2010
  • Allgemein

Die IG Metall Bayern hat vor der Hauptversammlung das System der Vorstandsvergütung der Siemens AG kritisiert, das den Aktionären zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Das Modell verfolge das Ziel, Entscheidungen an nachhaltiger, langfristiger Entwicklung auszurichten, nicht konsequent genug und trage damit dem Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung nicht ausreichend Rechnung.

Zu wenig Orientierung an Nachhaltigkeit und langfristiger Unternehmensentwicklung

In einer <link http: www.igmetall-bayern.de _blank external-link-new-window metall>undefinedPressemitteilung begrüßt die IG Metall Bayern grundsätzlich den Entschluss von Siemens, entsprechend dem VorstG der Hauptversammlung die Vergütung der Siemens-Vorstände für das abgelaufene Geschäftsjahr zur Entscheidung vorzulegen. Kernziel dieser gesetzlichen Regelung ist es aus ihrer Sicht jedoch, Vergütungssysteme stärker an Nachhaltigkeit und langfristiger Unternehmensentwicklung zu orientieren - dieser Zielsetzung aber entspricht das bei Siemens bestehende Vergütungsmodell bisher nicht.

Tatsächlich weist der Vergütungsbericht für 2009 über 9,5 Millionen Euro der 2009 insgesamt an die Vorstandsmitglieder gezahlten gut 27 Millionen Euro als Boni aus, die an den Parametern der Zielerreichung (Return On Capital Employed, Free Cash Flow, Umsatzwachstum) orientiert sind. Dem gegenüber stehen nicht einmal 7,5 Millionen Fixgehälter und knapp 9,5 Millionen Euro als aktienbasierte Vergütung.

Aktienkurs und kurzfristige Renditen

Die Vorstandsvergütung orientiert sich nach Auffassung der IG Metall Bayern damit zu einseitig am Aktienkurs und kurzfristigen Renditen: "Langfristige Unternehmensziele, die Sicherheit der Arbeitsplätze und nachhaltiges Wirtschaften spielen in der Struktur der Vorstandsgehälter keine Rolle." Damit fehlt es an Anreizen für Investitionen in Standorte und in Beschäftigung, die sich möglicherweise erst nach mehreren Jahren positiv in der Bilanz auswirken, jedoch die Innovationsfähigkeit und die langfristige Unternehmensentwicklung verbessern.

Vorstände bleiben kürzer als Beschäftigte

Die Tarifexpertin der IG Metall Bayern, Siemens-Aufsichtsrätin Sibylle Wankel, bringt die Kritik auf den Punkt: "Im Gegensatz zur Mehrheit der Beschäftigten bleiben die wenigsten Vorstände so lange im Unternehmen, dass sie trotz solcher Vergütungssysteme die langjährige Entwicklung in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen. Damit entsteht eine Hemmschwelle für wichtige Zukunftsinvestitionen, die das eingesetzte Kapital erst nach einigen Jahren mit Gewinn wieder hereinbringen."

Portfolio-Beispiele: EDM und S.A.T.

Als aktuelles Beispiel geht die Pressemitteilung unter dem Stichwort "Entscheidungen hinsichtlich der Entwicklung und Qualifizierung von Beschäftigten" auf Siemens' Portfolio-Maßnahmen für EDM und S.A.T. ein, "die wirtschaftlich nicht nachvollziehbar sind, aber die berufliche Existenz von voraussichtlich weit über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefährden."

2010: Vergütungssystem weiter entwicklen

Abschließend mahnt die IG Metall Bayern Siemens vor diesem Hintergrund, die im Geschäftsbericht für das Jahr 2010 angekündigte weitere Entwicklung des Vorstandsvergütungssystems tatsächlich zu nutzen: "Im Interesse aller Stakeholder der Siemens AG müssen entscheidende Anreize geschaffen werden, Management-Entscheidungen konsequent an der langfristigen Unternehmensentwicklung zu orientieren."