Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/zwischenbilanz-bei-der-einfuehrung-von-sps
27.04.2024, 04:04 Uhr

Zwischenbilanz bei der Einführung von SPS

  • 13.09.2011
  • Allgemein

55 Betriebsräte aus 30 Siemens-Standorten trafen sich am achten und neunten September in Berlin, um eine Zwischenbilanz der Einführung des Siemens Produktionssystems zu ziehen. Im Mittelpunkt des Workshops standen Erfahrungen, Konfliktfelder und Durchsetzungsstrategien.

Olaf Bolduan

Pietro Bazzoli

Klaus Abel

Wolfgang Storz

Auswirkungen in Produktion und Büro

Olaf Bolduan informierte über den aktuellen Stand aus der Arbeit des SPS-Ausschuss des Gesamtbetriebsrates. Die aus seiner Sicht derzeit wichtigsten Themen des Ausschusses: "Wir beschäftigen uns neben den Auswirkungen in der Produktion auch zunehmend mit der Entwicklung in den Büros. Die Vorstellungen der Firmenseite bedeuten für die Arbeitsplätze immer mehr Transparenz, Vorgaben bei der Gestaltung und Leistungsverdichtung. Es wird vor Ort darum gehen, die Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten und Grenzen einzuziehen. Gleichzeitig sind wir als Ausschuss auch in den Betrieben vor Ort unterwegs, um bei der Umsetzung zu unterstützen."

Statusberichte aus den Standorten

Pietro Bazzoli, Betriebsratsvorsitzender bei Energy in Mülheim stellt als Folge von SPS unter anderem erhöhte Anforderungen an die Beschäftigten fest: "Wir haben erst vor zwei Tagen eine neue Betriebsvereinbarung vor Ort unterzeichnet, in der wir durchsetzen konnten, dass alle Beschäftigten mindestens einmal im Jahr ein Qualifizierungsgespräch mit ihrer Führungskraft durchführen.

Bei uns führt SPS zu  höheren Anforderungen an die Beschäftigten. In einer U-Zelle machen die KollegInnen vielfältige Tätigkeiten und müssen den gesamten Prozessablauf kennen. Wir wollen durch diese Vereinbarung dafür sorgen, dass Qualifikation und Weiterentwicklungsmöglichkeit 'zum Standard' werden - und zwar für alle. An unserem Standort sind  die Durchlaufzeiten erheblich verkürzt worden. Wir haben keine negativen Auswirkungen auf das Personal, weil wir weiter wachsen. Das ist allerdings die Voraussetzung, um keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung am Standort zu riskieren."

SPS-Einführung als Betriebsänderung

Klaus Abel, Jurist und 2. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Berlin, diskutierte mit den Betriebsräten rechtliche Bestimmungen und aktuelle Rechtsprechung bei offenen Fragen im Zusammenhang mit SPS. Insbesondere das die Frage, ob die SPS-Einführung eine Betriebsänderung darstellt, wurde intensiv diskutiert und für fast alle Standorte bejaht.

Erfolgreiche Kommunikation

Dr. Wolfgang Storz, Kommunikationsberater und ehemaliger Chefredakteur der 'Frankfurter Rundschau', gab Tipps und Hinweise zu Kommunikations- und Beteiligungskonzepten des Betriebsrats. 50:50 - in diesem Verhältnis stehen demnach Inhalte und Kommunikation für eine erfolgreiche Vermittlung der Themen in die Belegschaft. Keine langen Texte, sondern Interviews mit Beschäftigten oder eine Gegenüberstellung der Arbeitsplätze 2015 aus der Perspektive des Betriebsrats und des Arbeitgebers, das waren einige der Praxisbeispiele  des Kommunikationsprofis im Zusammenhang mit SPS.

Arbeitszeit, Entgelt und Leistungsverdichtung

Fazit: Trotz der unterschiedlichen Ausgangslage an den Standorten waren die Themen Arbeitszeitmodelle, Entgeltregelungen und Leistungsverdichtung Kernpunkte der Auseinandersetzungen vor Ort. Die Auswirkungen von SPS auf die Beschäftigungssituation stehen ebenfalls im Fokus der Betriebsräte, auch wenn zur Zeit noch in vielen Standorten die Beschäftigung stabil ist oder sogar aufgebaut wird.