Siemens Dialog
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26.04.2024, 15:04 Uhr

SPS: Chancen und Risiken bei Einführung

  • 03.02.2009
  • Allgemein

Ein neues Zauberwort geistert durch die Standorte der Siemens AG: Siemens-Produktions-System oder kurz SPS. Was es damit auf sich hat, dafür interessierten sich über 40 Betriebsräte und Schwerbehindertenvertreter, die sich aus 22 Siemens-Standorten der Republik Ende Januar 2009 in der Berliner Bildungsstätte der IG Metall eingefunden hatten.

Konzentrierte Diskussion der 44 TeilnehmerInnen über die<br>Erfahrungen bei der Einführung von SPS (zum<br>Vergrößern bitte anklicken)

Nachfolgend ein Bericht über diesen Worksshop von einem Teilnehmer - Wolfgang Walter, Betriebsratsvorsitzender des Berliner Messgerätewerks.

 

Mit Dr. Gunter Lay vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und Dr. Detlef Gerst vom neugebildeten Ressort "Arbeit und Innovation" beim Vorstand der IG Metall waren zwei ausgewiesene Kenner von GPS-Systemen als Experten eingeladen.

SPS heißt zunächst "Siemens-Produktions-System" und zählt zu den so genannten "Ganzheitlichen Produktionssystemen“ (GPS), die zurzeit in deutschen Industrieunternehmen Einzug halten. Nach den Worten eines Teilnehmers vollzieht sich die Einführung bei Siemens "wie eine Tsunamiwelle".

Die Vorläufer dieser Systeme und die aktuellen Vorbilder kommen aus der japanischen Automobilindustrie ("Toyota-System"). Durch ihre Regelhaftigkeit und einen umfangreichen Methodenbaukasten lassen sie sich auch leicht auf Verwaltungsbereiche übertragen.

Firmenseitig wird mit der Einführung ganzheitlicher Systeme ein enormer Produktivitätsschub erwartet: Flächen-, Material- und Arbeitskosten sollen deutlich sinken. Aus Arbeitnehmersicht, das machte die Diskussion der vorgetragenen Praxisbeispiele und der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern deutlich, zeichnet sich im Einführungsprozess eine ganze Reihe von Veränderungen in den Arbeits- und Leistungsbedingungen ab, wie z. B. Standardisierung, Verdichtung, Hierarchisierung. Noch wenig geklärt ist die Langzeitauswirkung von GPS-Systemen, z.B. bei Entgeltniveau, Gesundheitsstand, Arbeitszufriedenheit und Qualifikationsstruktur.

Die Teilnehmer in Berlin waren sich einig: Nachteile aus der Einführung des Siemens-Produktions-Systems sind nur über eine aktive Beteiligung der Interessensvertretungen unter Nutzung der vielfältigen Mitbestimmungsrechte und unter Einbeziehung der Mitarbeiterschaft zu vermeiden.

In Zukunft soll das Siemens-interne Netzwerk von Betriebsräten, Schwerbehindertenvertretungen und Vertrauensleuten verstärkt genutzt werden.

Der Auftakt dazu war jedenfalls schon einmal sehr erfolgreich.