Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/abschied-vom-dax
03.05.2024, 20:05 Uhr

Abschied vom DAX

  • 20.02.2009
  • Allgemein

Heinrich von Pierer wird bei der im April stattfindenden Hauptversammlung der Münchener Rück nicht mehr für deren Aufsichtsrat kandidieren. Nach VW, der Deutschen Bank und ThyssenKrupp, deren Kontrollgremien er im vergangenen Jahr verlassen hatte, gibt er damit sein letztes Mandat bei einem DAX-Konzern auf.

Heinrich von Pierer wird nach Informationen mehrerer Medien auf der im April stattfindenden Hauptversammmlung der Münchener Rück nicht mehr für den Aufsichtsrat des Rückversicherers kandidieren. Siemens' langjähriger CEO (1992 - 2005) und späterer Aufsichtsratsvorsitzende (2005 - Apr. 2007) kehrt damit nach seinem Rückzug aus den Kontrollgremien von Volkswagen, der Deutschen Bank und ThyssenKrupp im vergangenen Jahr dem DAX endgültig den Rücken.

Hintergrund der Entscheidung ist nach Medieninformationen ein Generationswechsel im Aufsichtsrat der Münchener Rück, in dessen Zuge drei weitere Aufsichtsräte das Gremium verlassen. Eine Ausnahme bildet sein Vorsitzender Hans-Jürgen Schinzler, der erneut zur Wahl antritt; er ist einige Monate älter als Pierer, der am kommenden Donnerstag seinen 68. Geburtstag begeht.

"Ämterhäufung bei Aufsichtsräten"

Einen Vorteil hat die Aufgabe seiner zahlreichen Mandate für Pierer in jedem Fall: Der Vorwurf der Ämterhäufung bei Aufsichtsräten trifft ihn nicht mehr. Die "<link http: www.wiwo.de finanzen aemterhaeufung-bei-aufsichtsraeten-387257 _blank external-link-new-window>Wirtschaftswoche" veröffentlichte soeben massive Kritik zu diesem Thema, unter anderem bezogen auf Gerhard Cromme. Der laut einer Studie der Frankfurter Goethe-Universität bestbezahlte Aufsichtsrat Deutschlands muss sich von der Zeitschrift die Frage gefallen lassen, wie er seine Mandate bei Siemens, ThyssenKrupp, Allianz, Springer-Verlag und Saint-Gobain unter einen Hut bringt.

Angesichts der beinahe täglich neuen Meldungen über schwerwiegende Fehler in den Vorstandsetagen sehen sich die Aufsichtsräte generell mit dem Vorwurf konfrontiert, ihrer Funktion als Kontrollorgane für die Vorstände nicht ausreichend nachzukommen: "Aktionäre, deren Depotwerte sich halbiert haben, fragen zu Recht, ob die Kontrolleure ihr Geld wert sind, was sie dafür tun – und ob sie unabhängig genug sind, Fehler zu erkennen und abzustellen."

Bedingte Unabhängigkeit

Gemeint ist damit der Zusammenhang zwischen der Vergütung der Aufsichtsräte und der Aktienentwicklung, der auch bei Siemens in der vergangenen Hauptversammlung weiter gestärkt wurde. Als mögliche Folge monieren Kritiker, dieser Zusammenhang könne dazu führen, dass Kontrolleure waghalsige Manöver der Vorstände genehmigten, die langfristige Stabilität zugunsten kurzfristiger Kursgewinne hintenanstellen.

Unabhängige Experten etwa der <link http: www.vip-cg.com _blank external-link-new-window>Vereinigung Institutioneller Privatanleger konstatieren vor diesem Hintergrund "vielfältige Interessenkonflikte, wenn Aufsichtsräte in hohem Maß in Abhängigkeit vom Unternehmensgewinn bezahlt werden" und fordern in der Konsequenz, auf erfolgsbezogene Vergütung zu verzichten. Diese Forderung erfüllen übrigens die Arbeitnehmervertreter der IG Metall in den Aufsichtsräten auf einem Umweg schon längst: Sie führen ihre Vergütungen an die <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window>undefinedHans Böckler-Stiftung ab - persönliche Interessenkonflikte ausgeschlossen.