Siemens Dialog
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04.05.2024, 05:05 Uhr

Auf der Straße von Berlin bis Konstanz

  • 07.11.2008
  • Allgemein

Die Meldungen über Warnstreikaktionen bei Siemens reißen nicht ab: Neues aus Berlin, Frankfurt, Bocholt, Erlangen und Konstanz.

Berlin: am 6. und am 7.

Am Großstandort Berlin gibt es derzeit beinah täglich neue Aktionen, an denen Siemens-Beschäftigte für die Tarifforderung eintreten. Am 6. November fand in der Siemensstadt der bisher größte Warnstreik in Berlin statt, bei dem 3.000 Metaller und Metallerinnen insbesondere aus Siemens-Betrieben ihre Arbeit niederlegten. Gleich tags darauf nahmen 600 Siemensianer des Gasturbinenwerkes in Moabit an einem Warnstreik vor dem Tor teil (Bild 2). Vorher zogen sie allerdings noch durch die Hallen und holten die wenigen Kolleginnen und Kollegen ab, die den Warnstreikaufruf verpasst hatten...

Faire Bezahlung auch für Leiharbeiter

Schon am 4.11. traten in Frankfurt-Fechenheim 450 Kolleginnen und Kollegen des Schaltanlagenwerks in den Warnstreik (Bild 3). Der Betriebsratsvorsitzende Siggi Koch fasste ihre Empörung in Worte: "Das 2,1%-Angebot der Arbeitgeber ist eine Provokation angesichts voller Auftragsbücher und Gewinnen ohne Ende." Ein weiteres Thema war die Forderung nach fairen Bedingungen für die Leiharbeiter, von denen hier viele beschäftigt sind und ebenfalls zum Warnstreik kamen: "Ob Stamm ob Leih, 8% müssen bei", brachte es ein Transparent auf den Punkt.

Achter-Brezeln

Weitere Warnstreiks gab es bei Gigaset Communications (früher SHC) in Bocholt (Bild 4) und bei Industry Mobility in Konstanz, wo rund 250 Beschäftigte der Tarifforderung mit einer Arbeitsniederlegung Nachdruck verliehen. Sie machten auch nach außen sichtbar, was sie wollen: Es gab Brezeln in Form einer Acht (Bild 5).

Einkommen zum Auskommen

Wie in Berlin sorgt auch in Erlangen die große Zahl von Siemens-Betrieben für besonders viele SiemensianerInnen auf der Straße. Am 6.11. waren es rund 300 Beschäftigte von Siemens G einschließlich des Mechanik Centers Erlangen (MEC), Energy, Healthcare RV / SAT, Areva und der SPE-Lehrwerkstatt, die mit Unterstützung der Trommelgruppe von Siemens F 80 und Sykatec unüberhörbar für die "Acht" demonstrierten; schon am 4.11. hatten die Beschäftigten mehrerer Betriebe am Standort F 80 das selbe getan (Bild 6).

Andrea Fehrmann vom Siemens-Team der IG Metall begründete in einer Ansprache die Tarifforderung: "Siemens erwartet für das kommende Geschäftsjahr ein Rekordergebnis von mehr als 8 Milliarden Euro. Angesichts solcher wirtschaftlicher Entwicklungen, angesichts steigender Gewinne und höherer Arbeitsintensivierung sind acht Prozent Einkommenssteigerung mehr als gerechtfertigt". Die Jugendvertreter Philipp Zeitschel und Jörg Sussmann wiesen auf die rapide steigenden Lebenshaltungskosten hin; die Mieten in Erlangen beispielsweise liegen bundesweit an zweiter Stelle. Daher gilt für sie: "Wir wollen ein Einkommen zum Auskommen und kein Taschengeld!"

Helene Grill (VK-Leiterin Siemens G) und Hans-Jürgen Hartung, (Betriebsratsvorsitzender Siemens Energy) betonten, dass die Beschäftigten Siemens groß gemacht haben und es nur recht und billig ist, dass sie nun einen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg erhalten wollen. Der erste Erlanger IG Metall-Bevollmächtigte Wolfgang Niclas kritisierte seinerseits, es sei unanständig, dass die Beschäftigten die Folgen der Finanzkrise mit Lohnverzicht ausbaden sollen.