Siemens Dialog
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16.05.2024, 02:05 Uhr

Tarifrunde: Letztes Training in München

  • 11.11.2008
  • Allgemein

Am Tag der hinsichtlich eines möglichen Arbeitskampfes wohl entscheidenden Tarifverhandlung in Sindelfingen versammelten sich in München 1.500 Beschäftigte der örtlichen Siemens-Betriebe auf dem Wittelsbacherplatz vor der Unternehmenszentrale. Ihre Botschaft nicht nur an Siemens: "Wir verlangen unseren fairen Anteil!"

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Die Stimmung der Beschäftigten, die bei strahlendem Sonnenschein von Kolleginnen und Kollegen unter anderem von Nokia Siemens Networks, Siemens Enterprise Communications, Epcos, Infineon und Bosch unterstützt wurden, war kämpferisch. Man ist unübersehbar einig in dem, was auch in sämtlichen Ansprachen betont wurde: Diejenigen, die seit Jahren ständig neue Rekordgewinne erwirtschaften, müssen endlich ihren gerechten Anteil an diesen Erfolgen bekommen. Daran ändert weder das Gejammer der Arbeitgeber etwas, noch das allgemeine Bangemachen mit der Finanzkrise.

Ein freundliches „Danke schön“ reicht nicht

Der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Siemens AG, Lothar Adler, brachte es in seiner Rede unter lautstarkem Beifall auf den Punkt: "Siemens kann sich in dieser Tarifrunde eine kräftige Erhöhung der Löhne und Gehälter sehr gut leisten. In den vergangenen Jahren haben wir ein Rekordergebnis nach dem anderen verbucht, das sich in der Lohnentwicklung nur abgeschwächt niedergeschlagen hat. Die Beschäftigten lassen sich jetzt nicht mit einem freundlichen „Danke schön“ abspeisen!"

Auch zur Finanzkrise fand Adler deutliche Worte: "Das hat nichts mit wirklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in unserem Unternehmen zu tun, sondern ist die Folge ungehemmter Gier an den Kapitalmärkten. Dahinter steckt das selbe Denken und Handeln, mit dem manche Arbeitgeber-Lobbyisten jetzt unverantwortlich Befürchtungen schüren, eine anständige Tariferhöhung gefährde Arbeitsplätze. Aber nicht wir haben diese Krise verursacht. Wir sollten uns jetzt nicht dazu missbrauchen lassen, die Rechnung für diese skrupellosen Manöver zu zahlen. Wir verlangen einen fairen Anteil am Erfolg von Siemens!"

Arbeitskampf: nicht gewollt, aber auch nicht gefürchtet

Um diesen Anteil durchzusetzen, das wurde bei der Warnstreikaktion deutlich, ist man auch zum Arbeitskampf bereit - wenn es denn anders nicht geht. Die bislang nie dagewesene Beteiligung an den Warnstreiks zeigt die Entschlossenheit, mit der die Redner von Siemens und anderen Unternehmen betonten: Die Belegschaften wollen keinen Arbeitskampf - aber sie haben auch keine Angst davor. Tosender Applaus schlug dem Betriebsratsvorsitzenden von Epcos entgegen, der die Situation nach den Warnstreiks der vergangenen Tage treffend zusammenfasste: "Das war nur Training. Wenn es sein muss, gehen wir jetzt auf den Platz und spielen richtig!"