Siemens Dialog
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04.05.2024, 22:05 Uhr

Belegschaft vor den Kopf gestoßen

  • 17.03.2008
  • Allgemein

Der Gesamtbetriebsrat der Siemens AG und die IG Metall nehmen in einer gemeinsamen Erklärung Stellung zur Gewinnwarnung des Siemens-Vorstands. Sie kritisieren darin scharf, dass das Unternehmen seiner Informations- und Beratungspflicht gegenüber der Arbeitnehmerseite im Vorfeld nicht nachgekommen ist.

Nachfolgend die am späten Montag Nachmittag vebreitete Erklärung im Worlaut:

Siemens Belegschaft vor den Kopf gestoßen

Gesamtbetriebsrat und IG Metall sind heute Morgen durch die Adhoc Mitteilung der Siemens AG, den erwarteten Gewinn um knapp eine Milliarde Euro zu senken, überrascht und schockiert worden. Uns alarmiert das Ausmaß der Problemfelder und die erheblichen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens.

Wir kritisieren scharf, dass das Unternehmen seinen gesetzlichen Verpflichtungen auf vorherige Information und Beratung mit der Arbeitnehmerseite in keiner Weise nachgekommen ist. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Siemens", so Ralf Heckmann, Gesamtbetriebsratsvorsitzender. "Ich bin wütend darüber, dass die Firmenleitung weder den Wirtschaftsausschuss noch den Aufsichtsrat über so weitreichende Entscheidungen rechtzeitig vorgewarnt hat."

Gesamtbetriebsrat und IG Metall haben die große Sorge, dass das Unternehmen nun wieder beginnt, über Verkäufe, Schließungen und Arbeitsplatzabbau nachzudenken und damit wieder die Belegschaft die Zeche für Managementfehler bezahlen soll.

Ein solches Vorgehen lehnen Gesamtbetriebsrat und IG Metall ab. "Wir fordern eine gründliche Ursachenanalyse", sagte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall. "Ein Vorgehen wie bei der Kommunikationstechnik wird mit uns nicht zu machen sein. Wichtige Bereiche wie die Bahnindustrie, der Kraftwerksbau und die Informationstechnologie sind Kernbestandteile des Unternehmens, sie müssen erhalten und weiter entwickelt werden."

Die Belegschaft ist zutiefst verunsichert und demotiviert, weil das Unternehmen urplötzlich die Katze aus dem Sack gelassen hat und vernünftige Perspektiven für den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen nicht zu erkennen sind.

Die Firmenleitung ist jetzt gefordert, das verlorene Vertrauen bei Belegschaft und Arbeitnehmervertretern wieder zurück zu gewinnen. Dazu gehört, dass das Unternehmen sofort die bisher unterlassenen Beratungen mit den Arbeitnehmergremien beginnt.