Siemens Dialog
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11.05.2024, 05:05 Uhr

"Kampfansage an die IG Metall"

  • 23.01.2008
  • Allgemein

Der Erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber hat Nokia aufgefordert, seine Schließungspläne für das Bochumer Werk zurückzunehmen: "Wenn Sie noch einen Funken Anstand haben, dann nehmen Sie Ihre Entscheidung zurück", sagte er am Dienstag vor rund 15.000 Demonstranten in Bochum bei der ersten Großkundgebung gegen die Schließung.

Huber forderte den Konzernvorstand auf, ein Konzept mit einer Zukunft für die Beschäftigten und die Region vorzulegen: "Wir wollen zukunftsfähige Arbeitsplätze, wir wollen eine Perspektive." Andernfalls werde die IG Metall den Widerstand organisieren, denn: "Die Schließungspläne sind eine Kampfansage an die gesamte IG Metall."

Huber betonte, Nokia wolle Bochum nicht etwa wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit schließen, sondern wegen "der ungezügelten Gier nach maßlosen Profiten." Nokia strebt das mehr als ehrgeizige Ziel an, seinen Aktienwert alle fünf Jahre zu verdoppeln - nicht nur nach Hubers Einschätzung "aberwitzig".

An die Politik appellierte der IG Metall-Chef erneut, die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Deutschland auf dem Gesetzweg zu erschweren (siehe Nokia schlägt hohe Wellen). Es sei ein "Skandal, dass die Vernichtung von Arbeitsplätzen als Betriebsausgabe von der Steuer absetzbar ist".

Erste Gespräche von Arbeitnehmervertretern mit der Nokia-Spitze hatten am Montag keine Fortschritte gebracht, sondern den Eindruck verstärkt, Nokia wolle den Standort Bochum schnellstmöglich schließen. Bundeskanzlerin Merkel betonte im NDR, sie könne "die Motive für die Betriebsverlagerung nicht sehen", nachdem sie am Montag mit Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo gesprochen und deutlich gemacht habe, dass sie die Kommunikationspolitik der Firma "sehr unverständlich" finde.

Die Solidarität mit den bedrohten Beschäftigten wirkt sich offenbar wie bereits vermutet spürbar negativ auf das Image des Weltmarktführers aus. Einer <link http: www.stern.de wirtschaft unternehmen _blank>Umfrage des "Stern" unter gut 1.000 Bundesbürgern zufolge würden 56 Prozent von ihnen wegen der geplanten Schließung vom Kauf eines Nokia-Handys absehen.