Siemens Dialog
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12.05.2024, 20:05 Uhr

Korruption auch bei Alstom

  • 07.05.2008
  • Allgemein

Die Siemens-Affäre wirft die Frage auf, wie es denn in Sachen Schmiergeld bei anderen Unternehmen steht. Natürlich ändert das nichts an Verfehlungen im eigenen Haus und es wäre fragwürdig, auf diese Weise etwas relativieren zu wollen - dennoch ist die Vermutung kaum von der Hand zu weisen. Nun gibt es Anzeichen, dass auch bei Wettbewerber Alstom Geld für Aufträge floss.

Wie das <link http: online.wsj.com article _blank external-link-new-window>undefinedWall Street Journal am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungsakten meldete, wird Alstom verdächtigt, von 1995 bis 2003 mehrere hundert Millionen Dollar für Aufträge in Südamerika und Asien gezahlt zu haben. Behörden in Frankreich und der Schweiz gehen demnach dem Verdacht auf Korruption nach; ein Unternehmenssprecher bestätigte dies, betonte jedoch, Alstom sei "derzeit kein Gegenstand eines Verfahrens im Zusammenhang mit Korruption."

Korruption - alltägliche Praxis?

Dieser neue Fall könnte, sofern sich die ersten Informationen bestätigen, eine grundsätzliche Diskussion auslösen, die bislang offenbar die wenigsten so recht beginnen wollten. Erste Ansätze beschränkten sich bislang oft auf unausgegorene Pauschalaussagen, ohne Bestechung könne man ohnehin kein internationales Geschäft führen. Darüber, inwiefern sich internationale Konzerne trotz gegenteiliger Versicherungen tatsächlich fortwährend in der Grauzone zwischen Kommissionen und Schmiergeld bewegen, und wie man damit gegebenenfalls umgehen sollte, wird wenig gesprochen.

Verdächtige Millionen*

Den Informationen des Wall Street Journals zufolge trafen sich vergangene Woche Schweizer Polizisten mit brasilianischen Ermittlern, um sich über verdächtige Zahlungen Alstoms in Höhe von bis zu 6,8 Millionen Dollar auszutauschen; dabei soll ein möglicher Zusammenhang mit der Vergabe eines Auftrags an Alstom über Ausrüstung für die die Verlängerung der U-Bahn von Sao Paolo geprüft werden. Das Volumen dieses Auftrags lag bei 45 Millionen Dollar; weiteres Interesse besteht an Zahlungen über insgesamt 200 Millionen im Zusammenhang mit Aufträgen für Wasserkraftwerke in Brasilien, Venezuela, Indonesien und Singapur.

Frühere Angestellte des Unternehmens sollen bereits ausgesagt haben, das Management habe als Kommissionszahlungen deklarierte Zahlungen angewiesen. Alstom habe zwischen 1998 und 2002 "schwarze Kassen" unterhalten, aus denen man "Kommissionen" für die Vermittlung von Aufträgen zahlte.

* In der ersten Fassung dieses Beitrag war irrtümlich von Milliarden anstelle von Millionen die Rede. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.