Siemens Dialog
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02.05.2024, 12:05 Uhr

Leiharbeit zähmen

  • 14.07.2010
  • Allgemein

Eine Betriebsrätekonferenz der IG Metall Bayern befasste sich am 8. Juli in Fürth ausgiebig mit dem Thema Leiharbeit. Der Titel war Programm: "Leiharbeit zähmen - Handlungsfeld des Betriebsrats während und nach der Krise". Unter den TeilnehmerInnen waren neben IG Metall-Vertretern der Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und Siemens-Betriebsräte aus der Region.

Leiharbeitsskandal aufzeigen

Die IG Metall will auch in Bayern mit einer groß angelegten Kampagne gegen den Missbrauch der Leiharbeit vorgehen: "Wir werden den Skandal aufzeigen, weil wir eine so offensichtliche Spaltung der Gesellschaft nicht zulassen dürfen", betonte Bezirksleiter Jürgen Wechsler. "Wir haben uns in unserer Gesellschaft darauf verständigt, dass dort, wo jemand die gleiche Arbeit macht, diese auch gleich bezahlt werden muss."

Wechsler kritisiert unter anderem, dass für die Leiharbeit in der Praxis eine Ausnahme geltender Regeln gemacht wird: Während schlechtere Bezahlung aufgrund des Geschlechts oder der Nationalität unstrittig verboten ist, wird mit der Leiharbeit ein zweites Lohnniveau in den Betrieben eingeführt. Der zweifelhafte Trend in vielen Unternehmen geht unverändert dahin, schlechter bezahlte Leiharbeiter einzustellen, anstatt reguläre Arbeitsverträge abzuschließen.

Protest vom Arbeitgeberverband

Bayme und vbm, in Bayern zuständige Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie, reagierten postwendend mit einer <link http: www.bayme.de newsroom presse bayme-vbm-kritisieren-anti-zeitarbeits-kampagne-der-ig-metall_aid_1206.html _blank external-link-new-window>undefinedPresseerklärung. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sprach von "falschen Vorwürfen" und erklärte: "Bei der Zeitarbeit geht es den Betrieben vor allem um Flexibilität." Diese Aussage wird allerdings durch vorherige Äußerungen von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser ins rechte Licht gesetzt. Er hatte zuletzt die finanzielle Bedeutung der Leiharbeit für die Unternehmen zunehmend offener <link http: www.gesamtmetall.de gesamtmetall meonline.nsf id _blank external-link-new-window>undefinedeingeräumt: "Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle."

Ungleichheit gehört abgeschafft

Bei der Konferenz in Fürth machte die IG Metall erneut deutlich, dass sie sich nicht grundsätzlich gegen Leiharbeit stemmt, sondern gegen ihren Mimssbrauch. Vorstandsmitglied Peter Donath brachte es auf eine einfache Formel: "‚Es ist heute legal möglich, dass zwei Menschen in einem Betrieb die gleiche Arbeit machen, und der eine bekommt einen Tariflohn von 7,60 Euro die Stunde und der andere einen Tariflohn von 12 Euro. Das gehört abgeschafft."

Kurswechsel für ein gutes Leben

Wechsler kündigte an, dass Leiharbeit vor diesem Hintergrund eines der Kernthemen für die Aktivitäten der IG Metall sein wird, die im Herbst unter dem Motto "Kurswechsel für ein gutes Leben" bundesweit beginnen werden. Im Fokus stehen dabei außerdem das Sparpaket und die Gesundheitsreform der Bundesregierung sowie die Rente mit 67.

Betriebsräte: Probleme auch bei Siemens

Auch bei Siemens wird die Problematik mit der betrieblichen Umsetzung der Gesamtbetriebsvereinbarung zur Leiharbeit (siehe Gesamtbetriebsvereinbarung regelt Leiharbeit) offenbar nicht gänzlich entschärft. Zwei Siemens-Betriebsräte äußerten sich im Verlauf der Konferenz dazu für den Siemens Dialog.

Klaus Benning, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Moorenbrunn, äußert Bedenken zur vereinbarten Übernahme von Leiharbeitern: "Wir als Betriebsräte sehen es unter den aktuellen Bedingungen als sehr kritisch, ob der Arbeitgeber seiner Verpflichtung zur Übernahme nach 18 Monaten - bei uns im Februar 2011 - gesichert nachkommen wird."

Sein Kollege Gerald Eberwein, Betriebsratsvorsitzender am Standort NMA, sieht darüber hinaus Probleme, die nicht auf einzelne Standorte beschränkt sind: "Siemens wird nicht nur in der Produktion weiter auf Leiharbeiter setzen, sondern darüber hinaus auch versuchen, den Einsatz von Leiharbeit auszuweiten - und das auf Kosten der Stammbelegschaften. Für uns gilt es, dies möglichst zu verhindern und in den Betrieben die Spaltung zwischen prekär Beschäftigten und Stammbelegschaft nicht zuzulassen."