Siemens Dialog
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26.04.2024, 09:04 Uhr

Verwirrung um SIS-Artikel

  • 16.08.2011
  • Konzern

Als hätten die früheren SIS-Beschäftigten mit der Integration in Atos Origin nicht genug zu tun, sorgt auch noch mäßig seriöse Berichterstattung für Unruhe: Die "Computerwoche" veröffentlichte kürzlich einen Artikel, der unter anderem Kritik am Vorgehen der Arbeitnehmerseite bei SIS enthielt. Eine Stellungnahme der IG Metall wurde trotz gegenteiliger Ankündigung ignoriert.

Man kann von der "Computerwoche" im allgemeinen sicher halten, was man will - der besagte Artikel "<link http: www.computerwoche.de management it-services _blank external-link-new-window>undefinedUnruhe beim Atos-Umbau" allerdings, der online am 5. August erschien, ist in mehrerlei Hinsicht kein Ruhmesblatt.

Keine Zeit, keine Lust, oder keine Ahnung?

Im wesentlichen handelt es sich bei dem Beitrag um eine Zusammenfassung bereits hinlänglich bekannter Tatsachen um den Verkauf von SIS an Atos Origin. Dazu gehört auch der Abbau von rund 650 Stellen, der zum einen nie verschwiegen wurde, zum anderen unter die zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmen vereinbarten Regelungen fällt, die insbesondere Freiwilligkeit einschließen.

Dünner Aufhänger

Als "Aufhänger" beschränkt sich der Artikel auf zwei Beiträge aus einem Online-Forum der "Computerwoche", in denen von "Kahlschlag", "Verärgerung und Unmut" sowie "Unzufriedenheit" die Rede war - anonym, wie in Foren üblich. Über diese Qualität der Berichterstattung kann man geteilter Meinung sein, weitaus schwerer fällt dies freilich in einem anderen Punkt:

Stellungnahme ignoriert

Mit folgendem Hinweis füttert der "Computerwoche"-Autor seinen eher mageren Artikel abschließend noch etwas auf: "Eine Anfrage der COMPUTERWOCHE bei der von CW-Lesern ebenfalls kritisierten Gewerkschaft blieb unbeantwortet."

Das ist schlicht und ergreifend falsch und verzerrt von daher das gesamt Bild aufs Gröbste. Tatsächlich nämlich äußerte sich der IG Metall-Unternehmensbeauftragte für SIS, Konrad Jablonski, nachweislich noch am Tag der Anfrage per "Blackberry" mit einer ausführlichen Mail und bot zusätzlich ein Telefongespräch an - das ganze trotz seines Auslandsurlaubs. Der Autor hatte seinerseits zwar zwei Tage Frist angegeben, die Stellungnahme sucht man jedoch bis zum heutigen Tag vergebens.

Vor diesem Hintergrund veröffentlichen wir sie daher hier im Siemens Dialog:

Der Leserkommentar spricht ein auch von der IG Metall kritisiertes Thema an, verwechselt aber die Verantwortlichkeiten und bewertet am Ende unqualifiziert.

Mit dem Gesamtbetriebsrat der SIS GmbH wurde der Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen, nicht mit der IG Metall. Anlass war in der Tat der Wegfall von Headquarter-Funktionen - insbesondere in München - aufgrund der Tatsache, dass das Welt-Headquarter von AtoS bei Paris und nicht in München ist. Weiterhin hatte der neue Eigentümer festgestellt, dass bei SIS relativ zu den operativen Beschäftigten sehr viel mehr Kaufleute mit dem Controlling befasst sind als bei AtoS. Damit konnten trotz des Aufwandes Risikoprojekte oder Verlustquellen keineswegs besser erkannt werden als bei AtoS. Auch gab es erheblich mehr Führungspersonal bei SIS.

Diese Korrekturen hat der GBR akzeptiert, unter der Bedingung, dass das Ausscheiden rein freiwillig ist und dass Abfindungen etc. wie bei Siemens üblich gezahlt werden.

Die IG Metall und auch der GBR begleiten den Abbau krtisch und wir greifen dort ein, wo etwa produktive, operativ tätige Beschäftigte abgebaut werden sollen. Wohlgemerkt: auch hier wäre der Arbeitgeber auf deren Freiwilligkeit angewiesen.

Entgegen der Kritik des Leserbriefschreibers hat die IG Metall viel für die Beschäftigten erreicht. Die bisherigen Tarifverträge wurden nach Zustimmung des neuen Eigentümers AtoS, der bisher in Deutschland nicht tarifgebunden war, kollektivrechtlich mit dem Arbeitgeber-Verband bis mind. Mitte 2014 verlängert, mit Anspruch auf alle Tarifregelungen und Tariferhöhungen, in diesem Jahr z.B. 2,7 %. Und mit einer Arbeitsplatzsicherheit wie vorher bei Siemens, weil AtoS ebenso auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet hat. Ausserdem wurden die bisherigen SIS-Standorte gesichert.

Die europäische Lösung für SIS, d.h. der SIS-Kauf durch die französische AtoS, ist nach einem Verbleib bei Siemens, den wir v.a. unterstützt haben, jedenfalls die zweitbeste Lösung. Zumal sich AtoS die Beauftragung mit den IT-Leistungen für Siemens für viele Jahre hat zusichern lassen und in die Siemens-Vertriebskanäle ("Siemens One") eingebunden wird.

Somit gibt es sehr wohl Grund für eine Aufbruchsstimmung, was auch viele Beschäftigte so sehen. Im Rahmen unserer (Kontroll-)Möglichkeiten werden wir zusammen mit dem GBR darauf achten, dass diese Chance nicht durch falsche Entscheidungen des Managements vertan wird. Bisher haben wir das AtoS-Managemt, sowohl in Deutschland als auch in der Zentrale bei Paris als sehr qualifiziert, motivierend und offen für die Belange der Arbeitnehmer kennengelernt.

Bleibt zu erwähnen, dass auch bei den LeserInnen im <link http: www.computerwoche.de forum artikelkommentare _blank external-link-new-window cw>undefinedCW-Forum nicht ganz klar ist, was die Zeitung eigentlich bezweckt. Die ursprünglichen Kommentare dort jedenfalls sind mittlerweile durch zahlreiche weitere differenziert, zu denen auch diese Bemerkung gehört: "Es ist in der Tat merkwürdig, dass zwei Postings zu einem solchen Artikel führen."