Während sich in Deutschland 2.000 Industry-Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz sorgen, verkündet der Siemens-Vorstand bei einer Sitzung in Neu Delhi, in Indien expandieren und neue Stellen schaffen zu wollen. Gewiss lassen sich die Arbeitsplätze hier und dort nicht per Milchmädchenrechnung gegenüberstellen, der Trend aber ist offensichtlich - und das Timing mehr als ungeschickt.
250 Millionen Euro, 8.000 Stellen
Per <link http: w1.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>Pressemitteilung gab Siemens die Pläne am Dienstag bekannt. Bis 2012 sollen in Indien über 250 Millionen Euro investiert werden, denn, so Peter Löscher: "Indien ist heute schon einer der weltweiten Wachstumstreiber und wird dies auch in Zukunft sein. Wir sind hier seit über 140 Jahren bestens aufgestellt und werden unsere Position weiter verstärken." Dazu braucht es Mitarbeiter, und daher soll deren Anzahl in Indien im selben Zeitraum von derzeit 17.000 auf voraussichtlich 25.000 wachsen.
SMART und BRIC steigern das Tempo
Das jährliche Investitionsvolumen im Land verdoppelt sich durch den Investitionsentschluss, ein Großteil ist für das Geschäft mit erneuerbaren Energien und Produkten im mittleren Preissegment vorgesehen. Wer derzeit noch Zweifel daran hat, wohin der Wind bei Siemens weht, erhält mit der Botschaft aus Neu Delhi einen aufschlussreichen Hinweis - SMART-Initiative und BRIC-Strategie lassen grüßen.
Kompetenzzentren für das mittlere Segement
Der Öffentlichkeit präsentiert sich SMART (Simple, Maintenance friendly, Affordable, Reliable, Timely to market) in diesem Fall als Investitionsschwerpunkt im Geschäft mit Produkten im mittleren Preissegment: "Hier wird Siemens bis Ende 2010 in Indien sechs neue Kompetenzzentren schaffen", mit denen die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt wird – "vom Design der Produkte über die Entwicklung und Produktion bis hin zum Vertrieb".
Minus 2.000 hier, plus 8.000 dort?
In Deutschland, wo sich die Öffentlichkeit derzeit noch von der Nachricht erholt, dass Siemens knapp 2.000 Stellen im Sektor Industry streichen will, dürfte die zeitnah verkündete Nachricht aus Indien für einiges Unverständnis sorgen. Zwar wäre es naiv, mit Übungen im Grundrechnen zu reagieren; die Frage jedoch, wo denn die anlässlich von mit Expansion im Ausland so oft propagierte, damit verknüpfte Arbeitsplatzsicherung daheim bleibt, stellt sich dennoch immer drängender. Bislang scheinen derlei Aussagen vor allem Lippenbekenntnisse zu sein. Ein entsprechendes Konzept für Beschäftigung hierzulande, wie es aktuell IG Metall und Gesamtbetriebsrat nachdrücklich einfordern (siehe 2.000 Stellen bei Industry im Visier), ist jedenfalls nach wie vor nirgendwo in Sicht.