Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/2-000-stellen-bei-industry-im-visier
29.03.2024, 12:03 Uhr

2.000 Stellen bei Industry im Visier

  • 28.01.2010
  • Operativ

Die Katze ist aus dem Sack: Siemens will in den Industry-Divisionen Drive Technologies und Solutions insgesamt rund 2.000 Arbeitsplätze streichen. Betroffen sind vor allem Bad Neustadt und Erlangen. Die IG Metall und der Gesamtbetriebsrat fordern tragfähige Alternativen für diesen Kahlschlag: "Siemens braucht eine Gesamtstrategie für Beschäftigung in Deutschland."

Protest gegen das scheibchenweise Zerlegen

Rekordquartal und Stellenabbau?!?

Die IG Metall Bayern forderte Siemens kurz nach der <link http: w1.siemens.com press de pressemitteilungen index.php _blank external-link-new-window>undefinedVeröffentlichung der Pläne in einer eigenen <link http: www.igmetall-bayern.de _blank external-link-new-window igm>undefinedPressemitteilung auf, eine Alternative für die Abbaupläne zu entwickeln: "Angesichts des Rekordergebnisses im ersten Quartal 2010 ist es einfallslos und unnötig, mit wenig stichhaltigen Argumenten die Abwicklung ganzer Geschäftsbereiche mit insgesamt rund 2.000 Beschäftigten in Deutschland zu planen." Der Gesamtbetriebsrat der Siemens AG vertritt die selbe Position.

Drive Technologies und Industry Solutions unter Druck

In Bad Neustadt an der Saale sollen ein Teil des Standortes geschlossen und 840 Stellen abgebaut werden, bei Erlangen F80 im Bereich Motion Control 300. Hinzu kommen insgesamt etwa 850 Stellen der Division Industry Solutions an mehreren Standorten. Wie EDM und S.A.T. sollen diese Betriebe Opfer der mittlerweile heftig umstrittenen Portfolio-Politik werden, die bereits Tausende von Beschäftigten um ihre berufliche Existenz bangen lässt.

IG Metall Bayern und Gesamtbetriebsrat fordern, statt dessen vernünftige Alternativen für die betroffenen Bereiche zu entwickeln. Die Beschäftigten haben durch ihre Einsparbeiträge und ihren Einsatz im ersten Quartal 2010 trotz Wirtschaftskrise ein in der Unternehmensgeschichte einmaliges operatives Ergebnis der Sektoren erwirtschaftet. Der Vorstand kündigte erst vor wenigen Tagen an, eventuell die Prognosen für das Gesamtjahr anzuheben - gleichzeitig scheibchenweise Bereiche und Geschäfte abzustoßen, ist vor diesem Hintergrund beim besten Willen nicht plausibel.

"Weder intelligent noch verantwortungsvoll"

Sibylle Wankel, Tarifexpertin der IG Metall Bayern und Aufsichtsratsmitglied der Siemens AG, verlangt daher nachdrücklich tragfähige Konzepte statt Stellenabbau und Standortschließungen: "Siemens braucht eine Gesamtstrategie für Beschäftigung in Deutschland. Ein Unternehmen, das mit Innovation und Nachhaltigkeit wirbt, sollte wissen, wie wertvoll hohe Qualifikation und Motivation seiner Arbeitnehmer sind. Strukturellen Veränderungen kann man mit der Entwicklung alternativer Produkte und spezifischen Qualifizierungsplänen begegnen. Stellenabbau und Standortschließungen sind weder intelligent noch verantwortungsvoll und passen nicht zum größten Technologiekonzern in Deutschland."

Strahlende Zukunft für Siemens, trübe Aussichten für Siemensianer

Siemens-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Lothar Adler weist auf den krassen Widerspruch zwischen der auf der Hauptversammlung dargestellten Perspektive und der Situation der Belegschaft hin: "Die imageträchtig skizzierte strahlende Zukunft verwirklicht Siemens nicht, indem man ständig Beschäftigte vor eine ungewisse Perspektive stellt. Solche Ziele erreicht man nur mit einer motivierten Belegschaft, die nicht fortwährend an irgendeiner Ecke verkleinert wird."

Gemeinsame Lösung oder ernsthafter Konflikt

Was die aktuellen Pläne im Sektor Industry angeht, stellen sich IG Metall, Betriebsräte und Beschäftigte zusammen gegen die Umsetzung. Betriebsbedingte Kündigungen kommen aus Arbeitnehmersicht auf keinen Fall in Frage. Als erstes sind diese Pläne jetzt genauestens zu überprüfen und Alternativen zu diskutieren. Dabei wird sich zeigen, ob gemeinsame Lösungen möglich sind - oder ob Siemens wirklich auf einen ernsthaften Konflikt mit der Arbeitnehmerseite zusteuern will.