Siemens Dialog
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28.03.2024, 13:03 Uhr

SMART - Bedrohung für Siemens-Arbeitsplätze in Deutschland?

  • 01.10.2009
  • Allgemein

Im Rahmen von top+ baut Siemens seit rund einem Jahr komplette Wertschöpfungsketten für relativ einfache Produkte in den aufstrebenden Zielmärkten auf beziehungsweise aus. Hinter dem wie immer griffigen Namen dieser Initiative - SMART - verbirgt sich zwangsläufig auch ein Trend, der langfristig kaum ohne negative Folgen für deutsche Arbeitsplätze in Produktion und Entwicklung bleiben kann.

"Der Markt wird von den Kunden<br>definiert" - Wolfgang Dehen

Offshoring in neuer Verpackung

Im IT-Sektor würde man SMART (Simple, Maintenance friendly, Affordable, Reliable, Timely to market) unter einem Begriff einordnen, der dort schon längst zur Routine geworden ist: Offshoring. Gemeint ist die Verlagerung möglichst vieler Aufgaben und Prozesse in die Länder, in denen die Vermarktung des Endproduktes erfolgen soll. Der geografische Schwerpunkt liegt in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), wo Siemens sich großes Marktpotenzial für diese unter den Anforderungen der westlichen Industrienationen liegenden Produkte verspricht.

Mit SMART will Siemens zum einen führende Positionen vor allem in den unteren Segmenten aufstrebender Märkte mit auf deren Bedürfnisse abgestimmten Produkten erreichen; zum anderen soll die lokale Wertschöpfung in diesen Märkten ausgebaut werden. "Ein SMARTes Produkt ist ein Produkt, das die Anforderungen des Marktes erfüllt. Und der Markt wird von den Kunden definiert", zitierte die "Siemens Welt" im August den Energy-CEO und top+-Verantwortlichen Wolfgang Dehen mit einem altbekannten Manager-Credo.

Lücken in Deutschland und Europa ...

Die Kehrseite der Medaille bekommen vor allem die Beschäftigten in eben diesen Industrienationen zu sehen. Das Verschieben kompletter Wertschöpfungsketten in die SMART-Zielmärkte lässt in Deutschland und Europa zwangsläufig Lücken entstehen, durch die Aufgaben und letztlich Arbeitsplätze sowohl in der Entwicklung, als auch in der Produktion bedroht sind.

... müssen mit Innovationen gefüllt werden

Für die Arbeitnehmerseite wird es vor diesem Hintergrund zunehmend darum gehen, diese Lücken zu füllen und so die betroffenen Arbeitsplätze zu erhalten, wie der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler erklärt: "Wir nutzen alle Möglichkeiten, als Ersatz den Ausbau von Wertschöpfungsketten für andere Produkte einzufordern. Standardproduktlinien dürfen nicht einfach spurlos aus Deutschland verschwinden - sie müssen durch die innovativen Produkte für die oberen Marktsegemente ersetzt werden, auf denen seit jeher Siemens' technologische Stärke beruht."