Einen Tag nach Bekanntgabe der Abbaupläne im Bereich PD wird die der Tonfall der Kritik an diesen Plänen schärfer. Die IG Metall in Bayern, wo mit Ruhstorf, Nürnberg, Bade Neustadt und Erlangen der absolute Schwerpunkt des Abbaus geplant ist, warf Siemens in einer vor, dem Industriestandort Bayern schweren Schaden zuzufügen.
IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler erklärte: "Nach derzeitiger Kenntnis sollen von den insgesamt 1.700 Produktionsarbeitsplätzen in Ruhstorf, Bad Neustadt und Nürnberg etwa 1.000 vorwiegend nach Osteuropa verlagert werden. Was Siemens verharmlosend als Kapazitätsanpassung in Europa darstellt, erweist sich also bei genauem Hinsehen als massive De-Industrialisierung des Standorts Deutschland beziehungsweise Bayern." Zahlenmäßig weniger stark betroffen sind auch Erlangen und Berlin.
Siemens' Verweis auf anderenorts entstehende Arbeitsplätze bezeichnete Wechsler als wenig stichhaltig: "Natürlich ist es begrüßenswert, wenn beispielsweise Stellen in den Bereichen digitale Fabrik oder Windenergie geschaffen werden. Aber es ändert absolut nichts an der Tatsache, dass aus teilweise obendrein strukturschwachen Regionen Bayerns 1.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollen."
Gesamtbetriebsrat: Rückzugsstrategie 'Raus aus Deutschland'
Zuvor hatte bereits Birgit Steinborn, die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, die Pläne als "Rückzugsstrategie 'Raus aus Deutschland' bezeichnet und kritisiert: "Mit diesen Verlagerungen bringt der Vorstand den Produktionsstandort Deutschland in Gefahr." Die Konsequenz steht für den Gesamtbetriebsrat außer Frage: "Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen."
Auch Wechsler kündigte konsequenten Widerstand gegen die Abbaupläne an und forderte Joe Kaeser auf, "diesen Aderlass der bayerischen Industrie zu verhindern". Dabei nimmt die IG Metall auch die bayerische Staatsregierung in die Pflicht, um bei Siemens zu intervenieren: "Mit Bedauernsbekundungen und einer kosmetischen Reduzierung der geplanten Abbau- und Verlagerungszahlen werden wir uns nicht zufriedengeben."
An den betroffenen Standorten laufen unterdessen bereits Informations- und Protestveranstaltungen an. Den schwungvollen Anfang machte am Donnerstag Vormittag Bad Neustadt, wo rund 1.500 Menschen sich vor dem Betrieb versammelten.
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