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29.04.2024, 21:04 Uhr

Made in Germany schlägt Low Cost

  • 02.12.2009
  • Allgemein

- das jedenfalls konstatiert der Verein Deutscher Ingenieure auf Basis einer Studie des Fraunhofer Institutes für System- und Innovationsforschung. Der VDI stellt fest: "Das Hauptmotiv der Verlagerung, die hohen Personalkosten in Deutschland, erweist sich mittlerweile nicht selten als Bumerang." Gleichzeitig entwickeln sich die Löhne hierzulande langsamer als im EU-Durchschnitt.

Kosten je Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 2008<br>(zum Vergrößern anklicken)

Qualitätsprobleme nach Verlagerung

Angesichts der Ergebnisse der Fraunhofer-Studie wiederholt der VDI die Bedenken, die in der Praxis zu einer wachsenden Anzahl von "Rückkehrern" führt: "Mittlerweile kommt sogar auf jeden dritten Verlagerer ein Unternehmen, das Produktionskapazitäten aus dem Ausland zurückzieht. Das Hauptmotiv sind Qualitätsprobleme am ausländischen Standort."

Produktionsstandort Deutschland "höchst attraktiv"

Unter der Überschrift "<link http: www.vdi.de _blank external-link-new-window vdi>undefinedIn der Krise schlägt Made in Germany Low Cost" erklärte VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs (Foto) Mitte November, die Zahl der Produktionsverlagerungen sei in den vergangenen drei Jahren um 40 Prozent zurückgegangen: "Der Produktionsstandort Deutschland ist derzeit höchst attraktiv." Im verarbeitenden Gewerbe ist die Verlagerungsquote der Studie zufolge mit nur noch neun Prozent auf den tiefsten Stand seit fünfzehn Jahren gesunken.

Umdenken bei der Krisenbewältigung

Nach Meinung der Experten gibt es diesen Trend nicht etwa trotz, sondern eher wegen der Wirtschaftskrise, so Fuchs: "Wir erleben eine Renaissance des Produktionsstandortes Deutschland. Statt auf günstiges Personal in Niedriglohnländern zu setzen, entdecken Unternehmen in der Wirtschaftskrise stärker die Vorteile, die der Standort Deutschland bietet." Fuchs nennt dieses Ergebnis deswegen besonders überraschend, weil Unternehmen bei früheren Wirtschaftskrisen verstärkt Produktionsverlagerungen zur Kosteneinsparung nutzten. Das bestätigt Dr. Steffen Kinkel, Projektleiter der Studie am Fraunhofer Institut: "In der aktuellen Absatzkrise scheint es für die Unternehmen wichtiger zu sein, ihre Kapazitäten an ihren inländischen Produktionsstandorten bestmöglich auszulasten. Dazu werden teilweise auch Produktionsumfänge von ausländischen Zulieferern wieder ingesourct."

Rücklauf aus Osteuropa

Gegen primär kostengetriebene Verlagerungen spricht nach Meinung der Wissenschaftler vor allem, dass sie häufig nicht den gewünschten Erfolg bringt. Die Unternehmen gingen "teilweise sehr kurzsichtig und unkritisch", so Fuchs, "da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen." Das Hauptmotiv der Verlagerung jedenfalls, die hohen Personalkosten in Deutschland, erweise sich mittlerweile nicht selten als Bumerang. Punktuelle Momentaufnahmen ersetzen offenbar häufig den Blick auf die Lohndynamik insgesamt; nun kommen immer mehr Betriebe, vor allem aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten in Osteuropa, zurück.

Lohnentwicklung unter dem EU-Durchschnitt

Passend dazu ergibt die aktuelle <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window hbs>undefinedAuswertung der EU-Lohnstatistik durch die Hans Böckler-Stiftung, dass Deutschland bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft weiter im Mittelfeld der europäischen Staaten liegt. Die hiesigen Arbeitskosten stiegen 2008 wie schon in den Vorjahren deutlich langsamer als der Durchschnitt von EU und Eurozone (siehe Grafik).