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17.05.2024, 01:05 Uhr

Standortwettlauf: Deutschland rückt auf

  • 01.10.2008
  • Allgemein

Angebliche Standortnachteile Deutschlands müssen oft als Totschlagargument herhalten, sei es in Verlagerungsdiskussionen, sei es in der Frage angemessener Tariferhöhungen. Der aktuelle World Investment Report der Vereinten Nationen sollte derartige Unkenrufe etwas dämpfen: Deutschland legt im globalen Attraktivitätsranking zu.

Seit 1991 veröffentlicht die Handelskonferenz der Vereinten Nationen ihren jährlichen <link http: www.unctad.org templates _blank external-link-new-window>undefinedWorld Investment Report, der die aktuellen Trends internationaler Investitionen analysiert. Die am Mittwoch vorgestellte neue Ausgabe vermerkt einen neuen Rekord im Siegeszug der Globalisierung: Weltweit wurden 2007 über 1,8 Billionen US-Dollar grenzüberschreitend investiert.

Investitionsattraktivität: Deutschland legt zu

Zwangsläufig stellt sich damit die Frage, welche Länder von diesem Geldstrom profitieren. Erwartungsgemäß tummeln sich auf den vorderen Rängen die Wachstumsregionen Asien und Indien, gemeinsam mit den USA, Russland und Brasilien. Für berufsmäßige Schwarzseher hierzulande überraschend dürfte sein, dass sich auch Deutschland wacker schlägt und auf Platz sieben der attraktivsten Investitionsstandorte vorgerückt ist - vor Verlagerungszielen wie Indonesien und Mexiko, aber auch vor eher vergleichbaren Ländern wie England, Polen und Frankreich.

Trotz der Finanzkrise wollen dem Report zufolge zwei Drittel der Unternehmen ihre Auslandsinvestitionen in den nächsten Jahren nach wie vor ausweiten. Wenngleich die Schockwellen der globalen Märkte die Stimmung dämpfen, erwarten 72 Prozent der befragten Konzerne, dass sie 2010 über die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften werden; im Vorjahr waren es nur 62 Prozent. Die UN-Handelskonferenz glaubt daher, dass zumindest die großen Konzerne trotz zurückgehender Gewinne ausreichend finanzstark sind, um ihre Internationalisierung aus eigener Kraft fortzusetzen.

Thumann: Keine Rede von Wirtschaftskrise oder Rezession

Zu dieser relativen Zuversicht eher passend als zu Bemühungen, mit Blick auf die Tarifrunde 2008 in der M+E-Industrie ein möglichst düsteres Bild zu malen, äußerte sich übrigens auch Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI): "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung. Von einer Wirtschaftskrise oder einer Rezession kann jedoch keine Rede sein." Zwar vermerkt auch er eine abgeschwächte Auftragslage, aber: "Die Kapazitäten sind weiterhin noch gut ausgelastet."