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16.05.2024, 13:05 Uhr

Teure Verlagerung

  • 19.05.2008
  • Allgemein

Produktionsverlagerungen von Deutschland ins Ausland kosten hierzulande jährlich 74.000 Arbeitsplätze. Der VDI warnt nun nachdrücklich, dass längst nicht jede Verlagerung auch die erhofften Einsparungen erzeugt. Die positive Nachricht: Allmählich schwächt sich der zweifelhafte Trend erkennbar ab.

Ein Studie des Fraunhoferinstituts für für System- und Innovationsforschung im Auftrag des VDI (<link http: www.vdi.de fileadmin vdi_de redakteur dps_bilder d-ps _blank external-link-new-window>Download auf der Website des VDI) ergab im April, was VDI-Präsident Bruno Braun zu Recht als "bedenklich" bezeichnet: "Jährlich verlagert jeder elfte Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes Teile seiner Produktion ins Ausland. Zwei Prozent der Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes gehen so Jahr für Jahr verloren - das sind sieben Milliarden Euro."

Immerhin ging die Anzahl der Verlagerer in den Kernbranchen des Verarbeitenden Gewerbes seit Mitte 2004 von jährlich jedem achten Betrieb auf derzeit jeden elften Betrieb zurück. Dennoch zeigt Braun wenig Verständnis für die Unternehmen, die blindlings weiter an die Gleichung "Ausland = billiger" glauben: "Unternehmen agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unprofessionell, da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen." Anschließend machen sie ihre Entscheidung ernüchtert rückgängig und verlagern zurück: ""Was wir erleben, ist eine Renaissance des Standorts Deutschland."

Kurzsichtiger Blick auf Personalkosten

Gerade die Konzentration auf Personalkosten bewertet einer der Experten des Fraunhofer Instituts als problematisch - und wiederholt eine Mahnung, die von Gewerkschaftseite seit Jahren immer wieder betont wird: "Die Lohnkosten machen in vielen Betrieben nur noch 10 Prozent der Gesamtkosten aus, die hier zu erzielende Hebelwirkung ist also begrenzt."

Auch die Konsequenz bestätigt die der gewerkschaftlichen Kritik. Nötig ist demnach eine "ehrliche Vollkostenrechnung", die unter anderem auch künftige Entwicklungen mitberücksichtigt: "Anlaufzeiten am neuen Standort, das Netzwerk vor Ort oder Kosten für die Betreuung und Kontrolle werden häufig nicht berücksichtigt."