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04.05.2024, 14:05 Uhr

Outsourcing drückt auf die Produktivität

  • 27.04.2009
  • Allgemein

Trotz etlicher Rückschläge und entsprechender Ernüchterung seit Beginn des Outsourcing-Trends setzen viele Unternehmen nach wie vor auf seine scheinbaren Sparpotenziale. Versteckte Kosten, vor denen Arbeitnehmervertreter von Anfang an warnten, machen dieses Unterfangen allerdings bedenklich - wie jetzt eine VDI-Studie erneut belegt.

"Outsourcing lohnt nicht in jedem Fall" beginnt der VDI seine <link http: www.vdi.de _blank external-link-new-window>undefinedMitteilung zu der Studie, die er durch das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung erstellen ließ. Unternehmen wie Siemens, Noklia Siemens Networks und Infineon, die scheinbar unverdrossen in vielen Bereichen Oursourcing-Projekte mit ihrem angeblich unverzichtbaren Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit begründen, werden eines Besseren belehrt.

Hohe Fertigungstiefe = hohe Produktivität

Auf den Punkt gebracht führt die auf der Hannover Messe vorgestellte Studie zu der Erkenntnis, dass die Produktivität von Unternehmen oft in dem Maße sinkt, wie sie Geschäftsprozesse outsourcen. Betriebe mit einer hohen Fertigungstiefe erreichen im Gegensatz zum Durchschnitt der Industrie eine höhere Produktivität von mehr als acht Prozent, so der VDI. Sein Präsident Bruno Braun (Foto) erklärt, was das heißt: "Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie durch Outsourcing nicht zwingend Kosten einsparen. Schlanker und schneller ist nicht automatisch besser. Transaktionskosten mit Zulieferern, Abhängigkeiten und Zulieferermargen sind häufig Punkte, die Unternehmen unzureichend berücksichtigen, wobei die Betriebsgröße keine Rolle spielt. Zurückhaltung beim Outsourcing oder, wo sinnvoll, aktives Insourcing steigert die Produktivität dagegen um teilweise mehr als zehn Prozent."

Strategische Option Insourcing

Das gilt der Studie zufolge besonders in Zeiten unausgelasteter Kapazitäten wie der aktuellen Krise, angesichts derer das Rückholen ausgelagerter Bereiche Insourcing zu einer "strategischen Option" werden kann. Als Pluspunkte führen die Fraunhofer-Forscher niedrigere Kosten durch verminderte Abstimmungsprozesse, erhöhte Flexibilität in Engpasssituationen und die Möglichkeit dynamischer Steuerung der Kapazitäten an, was sie als "atmende Struktur" bezeichnen. Und: "Kernkompetenzen der Fertigung bleiben im Unternehmen."

Die These wird in der Praxis durch Unternehmen gestützt, die Fertigungskapazitäten wieder zurückgeholt haben. Sie nennen primär die Erhöhung der Flexibilität und die Verbesserung der Qualität als Motiv. Zusätzlich spielen auch Kostenaspekte und die Erhöhung der Kompetenz "eine deutliche Rolle" - es klingt, als mache man sich in vielen Chefetagen die seit Jahren angeführten Argumente von Betriebsräten und Gewerkschaften zunehmend zu eigen.

Wettbewerbsfähiger mit qualifizierten Mitarbeitern

Als im Vergleich zum Outsourcing verlässlichere Wettbewerbfaktoren machen die Experten eine hohe Exportquote sowie die Qualifikation der Mitarbeiter aus. Während der Export demnach offenbar über die internationale Konkurrenz die Produktivität steigert, steigern gut qualifizierte Beschäftigte die Wertschöpfung im Betrieb. Braun fasst zusammen, was eigentlich längst auch dem letzten Manager klar sein sollte: "Investitionen in qualifiziertes Personal lohnen sich. Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt sollten Unternehmen auf das Wissen ihrer Mitarbeiter setzen. Werden jetzt Mitarbeiter, besonders Ingenieure, entlassen, setzen Unternehmen ihre Konkurrenzfähigkeit aufs Spiel."

Die vollständige Studie kann man als <link http: www.vdi.de uploads media _blank external-link-new-window>undefinedPDF auf den Seiten des VDI herunterladen.