Kurz vor seiner Abreise nach Griechenland hatte Jung (Foto) Ende Mai in der "<link http: www.wiwo.de unternehmer-maerkte siemens-ex-vorstand-zur-aussage-nach-athen-398605 _blank external-link-new-window>Wirtschaftswoche" beteuert: "Ich weiß von den Vorgängen in Griechenland nichts. Man wird mir keine Schuld nachweisen können, weil ich nichts gemacht habe." Um dies zu unterstreichen hatte er sich gegenüber der Athener Staatsanwaltschaft zur Aussage bereit erklärt: "Ich bin keiner, der abhaut, daher stelle ich mich zur Verfügung." In Athen allerdings ist man nach dem Verschwinden einiger Verdächtiger vorsichtig geworden; nach mehrstündiger Vernehmung wurde Jung am vierten Juni angewiesen, bis auf weiteres im Land zu bleiben und sich regelmäßig bei den Behörden zu melden.

Der Fall Griechenland lenkt erneut Aufmerksamkeit auf den Korruptionsskandal, den man in Deutschland mittlerweile weitgehend ad acta gelegt hat. Die dortige Justiz verdächtigt Jung, von 1992 bis 2003 Mitglied des Zentralvorstands und seit Ende 1998 Präsident des dortigen Verwaltungsrats, in die nach ihrer Einschätzung besonders gravierenden Vorgänge verwickelt gewesen zu sein. Die Rede ist unter anderem von der Bestechung griechischer Funktionäre, um 1997 an den Auftrag zur Digitalisierung des griechischen Fernmeldenetzes zu kommen.

Filmreife Details des Falls wie das Abstauchen früherer Top-Manager der griechischen Landesgesellschaft nach Deutschland machen die Vorgänge nun obendrein noch interessanter für die Medien. Jung, gegen den auch in Deutschland noch ermittelt wird, bestreitet wie die meisten ehemaligen Siemens-Manager konsequent jedes Wissen um das Korruptionssystem: "Ich kann bis heute mir kaum vorstellen, was da alles passiert ist."