Siemens Dialog
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10.05.2024, 06:05 Uhr

"Nützliche Aufwendungen" seit den 50ern?

  • 15.09.2008
  • Allgemein

Einem Bericht des 'Spiegel' zufolge wurde bei Siemens offenbar schon seit den 50er Jahren bei Auslandsgeschäften systematisch geschmiert. Da dies bis 1999 in Deutschland legal war, ist in diesem Zusammenhang vor allem eines interessant: Schon 1989 soll ein Vorstand nachdrücklich vor den Risiken gewarnt haben und bei seinen Kollegen auf Ablehnung gestoßen sein.

(Bild: Siemens)

Der <link http: www.spiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>Bericht des 'Spiegel' beruft sich auf einen "internen Firmenvermerk", nach dem der langjährige Vorstand, Leiter der Zentralverwaltung Ausland und spätere (1993 bis '99) Aufsichtsratsvorsitzende Hermann Franz damals mit Gerd Tacke (Foto) über "nützliche Aufwendungen" (NA) gesprochen haben soll.

Tacke war in den 50er Jahren Vorstand der Stammgesellschaften Siemens-Schuckertwerke und Siemens & Halske und für die Auslandsaktivitäten verantwortlich; nach Gründung der Siemens AG wurde er deren erster Vorstandsvorsitzender und damit der erste Leiter des Unternehmens, der nicht der Familie von Siemens entstammte.

In dem internen Vermerk beschreibt Franz nach 'Spiegel'-Angaben ein Gespräch mit Tacke, in dem dieser die "unumstößliche Überzeugung" geäußert habe, man könne das Auslandsgeschäft "nur betreiben, wenn man 'NA' zahle und dafür die notwendigen Instrumente schaffe, sprich schwarze Kassen". Später hätten Siemens-Manager, die im Ausland mit Hilfe von Schmiergeldern erfolgreiche Geschäfte gemacht hätten, dies auf Deutschland "übertragen" wollen", was "brandgefährlich" gewesen sei.

"Firmenpleite an die Wand gemalt"

Franz soll schließlich 1989 seine Vorstandskollegen vor den Risiken gewarnt haben, die das Schmiergeldsystem barg. Dabei stieß er den Informationen des 'Spiegel' zufolge allerdings nicht nur auf taube Ohren, sondern auf massiven Widerstand: "Meine Kollegen haben mich beschimpft und von 30 Prozent weniger Auftragseingang gesprochen und die Firmenpleite an die Wand gemalt."