Siemens Dialog
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29.04.2024, 11:04 Uhr

Schweigend durch den Haupteingang?

  • 12.06.2008
  • Allgemein

Heinrich von Pierer hat erstmals ausdrücklich seine Verantwortung im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal eingeräumt. Im Interview mit der "Zeit" erklärte er mit Blick auf seinen Rolle als Zeuge im Prozess gegen Ex-Manager Reinhard Siekaczek, er wolle "die Sache geradeheraus angehen"; der "Spiegel" allerdings meldet, Von Pierer werde die Aussage verweigern.

In der <link http: www.zeit.de online siemens-pierer _blank external-link-new-window>"Zeit" erklärte der frühere Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende, er hätte wahrscheinlich "deutlicher sagen sollen, dass ich die politische Verantwortung trage für die Dinge, die während meiner Amtszeit geschehen sind. Ich dachte, das bringe ich mit meinem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender deutlich genug zum Ausdruck."

Wesentlich mehr Interesse weckt derzeit jedoch der für den 20. Juni vorgesehene Auftritt Von Pierers als Zeuge im Prozess gegen den ehemaligen ICN-Manager. Einige frühere Vorstandskollegen hatten erklärt, von ihrem Aussageverweigerungsrecht als selbst im Zentrum von Untersuchungen stehende Zeugen Gebrauch machen zu wollen; der Ex-Chef hingegen, gegen den wegen möglicher Verletzung seiner Aufsichtspflichten in einem Ordnungswidrigkeitsverfahren ermittelt wird, erklärte laut der Zeitung, "Wenn man zu so etwas hingeht, dann durch den Haupteingang und nicht hintenrum."

Dem markigen Satz widerspricht allerdings ein Bericht des <link http: www.spiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>"Spiegel" vom selben Tag. Das Magazin will erfahren haben, Von Pierers Anwalt habe das Münchner Landgericht I am Mittwoch bereits informiert, sein Mandant werde sich ebenfalls auf sein Aussageverweigerungsrecht berufen. Auch gegenüber der "Zeit" legte er sich nicht fest und verwies auf seine Anwälte; die hätten ihm von einer Aussage abgeraten.

Was er nun tatsächlich tut, wird sich also erst zeigen, wenn er in den Zeugenstand gerufen wird. So oder so dürfte dann wohl das Interesse sprunghaft ansteigen, das momentan, glaubt man dem einen oder anderen Prozessbeobachter, streckenweise eher mühsam aufrecht erhalten wird.