Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/ungewoehnlich-harscher-schritt
03.05.2024, 17:05 Uhr

"Ungewöhnlich harscher Schritt"

  • 02.11.2009
  • Konzern

Arques Technologies, mit Turbulenzen kämpfender Mehrheitseigner von Gigaset Communications, hat im Handstreich die Unternehmensführung des ehemaligen Siemens-Bereiches ausgetauscht. Branchenbeobachter werten den Schritt als Abwehr einer eigentlich bei der Übernahme garantierten Finanzforderung - mit ungewissen Folgen für die Restrukturierung.

Wie Gigaset am 22. Oktober mitteilte, hat Arques-Vorstand Michael Hütten mit sofortiger Wirkung den Vorsitz der Geschäftsführung bei Gigaset übernommen; die bisherigen Geschäftsführer Uwe Dombrowski und Andreas Schleicher sind zeitgleich ausgeschieden. Die <link http: gigaset.com shc _blank external-link-new-window>undefinedPressemitteilung begründet den überraschenden Schritt wenig informativ mit einer angeblichen Beschleunigung des Restrukturierungsprozesses, für den Hütten nun zuständig ist.

Ex-Siemens-Manager in die zweite Reihe verbannt

Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, José Costa e Silva, ist in Zukunft für das operative Geschäft, Marketing, Vertrieb und Produktmanagement zuständig sein. Er hatte von 1993 bis 2006 bei Siemens vor allem im Bereich COM Karriere gemacht, war dann zu Nokia Siemens Networks und 2008 zur damaligen Siemens Home and Office Communication Devices gewechselt.

Führungswechsel durchgedrückt

Bei Branchenbeobachtern stößt die wortkarge Unternehmensmeldung auf hochgezogene Augenbrauen. "Arques drückt Führungswechsel bei Gigaset durch", betitelte die "<link http: www.ftd.de it-medien it-telekommunikation :ex-siemens-tochter-arques-drueckt-fuehrungswechsel-bei-gigaset-durch _blank external-link-new-window>undefinedFinancial Times Deutschland" den "ungewöhnlich harschen Schritt". Sie vermutet einen Zusammenhang mit der kürzlich von Gigaset an Arques gestellten Forderung über eine Finanzspritze von 20 Millionen Euro (siehe Kein Geld für Gigaset?). Arques hatte die fest mit Siemens vereinbarte Leistung zurückgewiesen und lapidar festgestellt, was Hütten nun erneut verkündet: "Die Gigaset Communications verfügt über eine hervorragende Marktstellung und ist solide durchfinanziert. Die Restrukturierung soll spätestens in einem Jahr abgeschlossen sein."

"Affront gegenüber Siemens"

Eine Siemens-Sprecherin zitiert die "FTD": "Es handelt sich um eine Entscheidung von Arques, die wir als Minderheitsgesellschafter nicht kommentieren können." Die Zeitung zieht das nachvollziehbare Fazit, es handle sich bei dem Vorgang um einen "Rückschlag für Gigasets laufende Sanierung" und einen "Affront gegenüber Siemens"; der ehemalige Besitzer riskiert nun möglicherweise, trotz der mit gut 19 Prozent nur noch relativ geringen Beteiligung in etwaige Forderungen hineingezogen zu werden.

Aus Sicht der Beschäftigten bleibt zu hoffen, dass die Sanierung des an sich aufgrund des großen Erfolgs der Gigaset-Produkte über viel Potenzial verfügenden Unternehmens nicht ins Wanken gerät - wer auch immer für die dazu anfallenden Kosten geradestehen muss.