Siemens Dialog
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03.05.2024, 11:05 Uhr

Kein Geld für Gigaset?

  • 19.10.2009
  • Konzern

Das Geschäft bei Siemens' ehemaliger Telefonsparte Gigaset Communications läuft eigentlich recht positiv; die am Markt unverändert erfolgreichen Gigaset-Produkte verkaufen sich gerade vor Weihnachten gut. Dennoch entstehend weiter Restrukturierungskosten - und an denen kann oder will Mehrheitseigner Arques sich offenbar derzeit nicht beteiligen.

Zahlungsunwillig oder -unfähig?

Die "Financial Times Deutschland" ( <link http: www.ftd.de it-medien it-telekommunikation :probleme-mit-gigaset-telefongeschaeft-holt-siemens-ein _blank external-link-new-window>FTDFTD) berichtete am Freitag unter Berufung auf Unternehmenskreise, Arques verweigere <link http: gigaset.com _blank external-link-new-window>GigasetGigaset rund 20 Millionen Euro, auf die nach den Vereinbarungen beim Übergang der Mehrheit von Siemens Anspruch bestehe. <link http: www.arques.de _blank external-link-new-window>ArquesArques hatte im Oktober 2008 gut 80 Prozent der heutigen Gigaset Communications von Siemens übernommen. Siemens hatte unter anderem durch die finanzielle Ausstattung seiner Telefonsparte und die Miteigentümerschaft eine Wiederholung des BenQ-Desasters auszuschließen versucht.

Interne und externe Schwierigkeiten

Die Wahl des Käufers allerdings stieß schon frühzeitig auf Bedenken, die sich bald bestätigten. Arques musste sich mit schöner Regelmäßigkeit verlustreich von Beteiligungen trennen, die an sich saniert und mit Gewinn weiterverkauft hatten werden sollen. Zuletzt gab man im August 2009 den IT-Distributor Actebis zu einem Preis ab, der den Deal als Notverkauf kennzeichnete. Anhaltende Schwierigkeiten etwa mit feindlichen Übernahmeversuchen durch ehemalige Kompagnons der Beteiligungsgesellschaft sowie ständiges Stühlerücken im Vorstand machten die Situation nicht besser; die Aktien verlor in den vergangenen zwölf Monaten knapp 50 Prozent ihres Wertes. Die mangels Liquidität notgedrungene Stundung eines Teils des Kaufpreises durch Siemens rundet das Bild ab, das die "FTD" treffend zusammenfasst: "Die kürzlich von Starnberg nach München umgezogene Beteiligungsgesellschaft genießt, was ihr Geschäftsgebaren angeht, einen zweifelhaften Ruf und kämpft zudem selber ums Überleben."

Finanzierungslücke in der Restrukturierung

Für Gigaset führt dies den Informationen der Zeitung zufolge aktuell zu einer Finanzierungslücke bei den anhaltendern Restrukturierungen, für die Arques 20 Millionen Euro auf kurzfristigen Zuruf bereitstellen müsste. Dieser Zuruf kam nun, wurde aber entgegen der Vereinbarungen nicht erhört. Eine Siemens-Sprecherin zitiert die "FTD, man sei in dieser Sache mit Arques "im Gespräch" - offenbar will man weiterhin jede Parallele mit dem Fall BenQ tunlichst vermeiden.

Es bleibt zu hoffen, dass dies Entschlossenheit notfalls auch weiteres finanzielles Engagement einschließt; Gigaset benötigt das Geld laut "FTD" spätestens im Dezember. Bei Arques will man davon freilich nichts wissen: "Gigaset Communications verfügt nach unseren Informationen derzeit über ausreichend finanzielle Mittel. Wir sind zuversichtlich, dass sich Gigaset auch künftig positiv entwickeln wird", erklärte ein Sprecher - das allerdings dürfte kaum dem Arques-Vorstand zuzuschreiben sein.