Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/gigaset-partnerschaft-vor-gericht
04.05.2024, 07:05 Uhr

Gigaset: Partnerschaft vor Gericht

  • 14.12.2009
  • Konzern

Die Auseinandersetzung zwischen Siemens und der die Mehrheit an Gigaset Communications haltenden Arques Technologies wird schärfer: Am Freitag trafen sich die beiden "Partner" in München vor Gericht. Auslöser war die Ernennung des Arques-Vorstands Michael Hütten als Gigaset-Geschäftsführer - auf Grund eines Vergleichs wird er den Posten nun Mitte Februar wieder räumen.

Interessenkonflikt zwischen Gigaset und Arques

Ende Oktober hatte Arques überraschend die Ernennung Hüttens bekannt gegeben. Als Hintergrund wurde vermutet, Arques räume mit diesem Schritt unbequeme Positionen der vorherigen Gigaset-Spitze im Zusammenhang mit Finanzforderungen aus dem Weg (siehe "Ungewöhnlich harscher Schritt"). Wie die "<link http: newsticker.sueddeutsche.de list id _blank external-link-new-window>undefinedSüddeutsche Zeitung" berichtete, ging Siemens juristisch dagegen vor. Ein Sprecher wurde zitiert, man sehe "einen Interessenkonflikt in der Doppelrolle", vorangegange Einigungsversuche seien gescheitert.

Arques "sehr überrascht"

Arques' Vorstandsvorsitzender Hans Gisbert Ulmke hatte dem Bericht zufolge gegenüber der "SZ" Unverständnis geäußert: "Der Vorwurf des Interessenkonflikts überrascht uns sehr. Solche Konstellationen gibt es doch sehr häufig in Unternehmen." Möglicherweise gibt es allerdings noch um andere Aspekte Differenzen zwischen den ungleichen Partner: Laut "SZ" sollten zur Aufklärung der Situation KPMG-Wirtschaftsprüfer in Siemens' Auftrag die Lage bei Gigaset überpüfen, die Hütten prompt wieder wegschickte. Ulmke erklärte dazu, einseitig im Auftrag von Siemens vorgehende Prüfer habe man "so nicht akzeptieren" können.

Siemens: Verantwortung als Mitgesellschafter

In einem Vergleich zum ersten Gerichtstermin haben sich Siemens und Arques geeinigt, dass Hütten seinen Posten zum 15. Februar niederlegt, wie ein Sprecher des Landgerichts München noch am Freitag erklärte. Ein Siemens-Sprecher bestätigte den Vergleich und bewertete die Lösung: "Das ist aus unserer Sicht eine positive Lösung für Gigaset. Wir gehen davon aus, dass der Vergleich dem Interessenkonflikt vorbeugt und sind unserer Verantwortung als Mitgesellschafter nachgekommen." Arques soll bis Februar zwei neue Geschäftsführer (Vorsitzenden und Finanzchef) präsentieren. Was all dies nun allerdings für die offiziell nicht kommentierte Frage um Arques' finanzielle Verpflichtungen im Zusammenhang mit den Restrukturierungskosten bedeutet, wird sich noch zeigen müssen.

Vorschusslorbeeren zum Start, Streit im Anschluss

Über die unmittelbare Bedeutung für Gigaset hinaus zeigt der Zank einmal mehr, wie schnell ausgegliederte Bereiche in unerfreuliche Situationen geraten können, sobald Siemens die Kontrolle aus der Hand gibt. In der mit reichlich Vorschusslorbeeren bedachten Partnerschaft zwischen Verkäufer und Investor knirscht es unüberhörbar gewaltig; die den Beschäftigten und der Öffentlichkeit versprochene glänzende Zukunft lässt unter diesen Voraussetzungen vorerst weiter auf sich warten.