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29.04.2024, 03:04 Uhr

Angst vor Unterversorgung

  • 11.05.2010
  • Allgemein

Viele junge Menschen in Deutschland hegen massive Befürchtungen, was ihre materielle Situation im Alter angeht - zu Recht, wie eine Studie belegt. Viele Jugendliche und junge Erwachsene riskieren Altersarmut, weil ihnen das Wissen fehlt, einen Weg durch das Dickicht der Vorsorgemöglichkeiten zu finden.

Heribert Karch

Heraus- oder Überforderung?

Am 6. Mai stellte "<link http: www.metallrente.de de presse pressemitteilungen _blank external-link-new-window>undefinedMetallRente", das Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie, die Ergebnisse einer von TNS Infratest durchgeführten Untersuchung zum Thema "Jugend, Vorsorge, Finanzen - Herausforderung oder Überforderung?" vor. Der wissenschaftliche Leiter, Professor Klaus Hurrelmann, bezeichnete sie als für Gesellschaft und Politik "sehr ernüchternd und beunruhigend" und fasste zusammen: "Die vor zehn Jahren eingeleitete große Reform der Alterssicherung durch mehr Eigenbeteiligung ist nicht bei den jungen Leuten angekommen. Die Mehrzahl der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen steuert ungewollt auf die Altersarmut zu. Sie sind zur Zukunftssicherung bereit, verstehen aber die komplizierten Regelungen nicht."

TNS Infratest befragte deutschlandweit 2.500 junge Menschen zwischen 17 und 27 Jahren, um ihr Wissen, ihre Einstellungen und ihre Mentalität hinsichtlich der Versorgung im Alter zu analysieren. Die Ausgangsfrage: Kann und will die junge Generation den von der Politik eingeleiteten Systemwechsel - von der vorrangig öffentlichen Sicherung des Lebensstandards im Alter zu einer deutlichen Erhöhung des persönlichen Anteils an dieser Sicherung - annehmen?

"Wir werden das nicht packen"

Die Antwort ist in der Tat besorgniserregend. Zwar schätzen die Betroffenen ihre Situation realistisch und verantwortlich ein, sagt Hurrelmann, aber: "Die Jugend nimmt die Herausforderung der privaten Vorsorge mental an, jedoch merkt ein großer Teil von ihr: Wir werden das nicht packen." Entsprechend düster sind die Erwartungen an die Zukunft: "Die Befürchtung ist verbreitet, im Alter nur eine Mindestversorgung zu erhalten, ganz besonders bei jungen Frauen und in der einfachen Schicht."

Illusion statt Sicherheit

Berechnungen von MetallRente lassen erkennen, dass aller Grund zu dieser Befürchtung  besteht, erklärt Geschäftsführer Heribert Karch (Foto): "Viel zu wenige Jugendliche sorgen vor. Noch weniger dynamisieren ihre Beiträge in angemessener Höhe. Die Beiträge, die eingezahlt werden, sind zu niedrig. Wenn die Beteiligung nicht erheblich beschleunigt wird, ist die Entwicklung in Deutschland absehbar: Statt ausreichender Alters-Vorsorge droht der Jugend eine Vorsorge-Illusion."

System der Altersversorgung zu komplex

Einer der Gründe für diesen Zustand ist der Unterschied zwischen subjektivem und objektiven Wissen über Fragen der Altersversorgung. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt offenbar, sich gut bis sehr gut auszukennen; tatsächlich aber ist ihre Kompetenz stark verbesserungswürdig, zumal das deutsche System der Altersvorsorge nicht eben leicht durchschaubar ist. Das Fazit Karchs: "Nicht nur das Wissen über die Altersversorgung ist zu gering. Zudem sind die gesetzlichen Regeln für die zusätzliche Altersversorgung in Deutschland viel zu kompliziert, als dass die Schule alleine dies ausgleichen könnte. Für die Nutzer - Arbeitgeber wie Arbeitnehmer - muss das System deutlich einfacher werden."