Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/forderungsempfehlung-sieben-bis-acht-prozent
17.05.2024, 00:05 Uhr

Forderungsempfehlung: sieben bis acht Prozent

  • 08.09.2008
  • Allgemein

"Gerechtigkeit heißt Teilhabe am Erfolg", erklärte der Zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel kürzlich in einem der zahlreichen Interviews, die mit Blick auf die kommende Tarifrunde erschienen. Mit seiner Empfehlung für die Tarifforderung an die Bezirke konkretisierte der IG Metall-Vorstand am Montag, was das heißt: Sieben bis acht Prozent mehr für die Beschäftigten werden gefordert.

Dass die Forderung angesichts der Ertragslage in der von Finanzkrise und Konjunktursorgen weitgehend ungerührten Metall- und Elektoindustrie über der von 2007 - 6,5 Prozent - liegen würde, hatte sich bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Mit der Forderungsempfehlung im Volumen von sieben bis acht  Prozent bestätigen sich nun die entsprechenden Erwartungen, den üblichen düsteren Mahnungen der Arbeitgeberseite zum Trotz.

Der Anspruch auf eine kräftige Steigerung der Löhne und Gehälter begründet sich nicht nur mit der im Vergleich zur Gesamtwirtschaft soliden Situation der Metall- und Elektroindustrie. Die nackten Zahlen (siehe M+E-Unternehmen: stabile Geschäfts- und Ertragslage) werden ergänzt durch ungewöhnlich rasant steigende Lebenshaltungskosten und die Erkenntnis, dass die Kluft zwischen reich und arm (siehe Sorge um Armut und steigende Preise), Groß und Geringverdienern immer größer wird. Aus dieser Entwicklung resultiert ein Faktor, der ungeachtet hektischer Kritik der Industrieverbände aller Aussicht nach eine wichtige Rolle in der Tarifrunde spielen wird: Die wachsende Überzeugung vieler Menschen, ungerecht benachteiligt zu werden.

Es geht um mehr

"Dieser Forderungskorridor berücksichtigt die gesamtwirtschaftliche Lage und er berücksichtigt die Erwartungen der Arbeitnehmer", sagte Huber. Die Forderung  werde "den konjunkturellen Erfordernissen der Stützung der Binnenkonjunktur im nächsten Jahr gerecht". Die IG Metall rechnet im kommenden Jahr mit einer Produktivitätssteigerung von 1,5 und einer Inflationsentwicklung von 2,5 Prozent. Daraus errechne sich ein verteilungsneutraler Spielraum von vier Prozent. "Uns geht es aber um mehr", betonte der IG Metall-Vorsitzende, "es geht um mehr Gerechtigkeit und es geht um mehr Wachstum" - das nämlich sei derzeit "unbalanciert und ungerecht". Den Arbeitgebern wirft er vor,  Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung zu nutzen, um Belegschaften zu verunsichern.

Wie geht's weiter?

Mit der nun auf dem Tisch liegenden Forderungsempfehlung als Grundlage werden in den kommenden Tagen die Tarifkommissionen der einzelnen Bezirke ihre Forderungen beraten; wiederum auf den entsprechenden Beschlüssen aufbauend legt der IG Metall-Vorstand am 23. September endgültig die Forderung fest. Am 31. Oktober schließlich laufen die bisherigen Entgelt-Tarifverträge aus - und da keine anschließende Friedenspflicht besteht, können im Prinzip erste Arbeitskampfmaßnahmen zeitnah folgen.